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Q&A Series 2016: Washington Capitals

2016-09-16

Seit  1 ½ Jahren lenkt GM Martin Peterhans die Geschicke der Washington Capitals. Nachdem es im vergangenen Jahr mit einem durchaus starken Team nicht für den großen Wurf reichen sollte, hat man sich in der US-amerikanischen Hauptstadt umorientiert – Jugend und Kontinuität stehen nun auf dem Zettel – und Carey Price auf dem Tradeblock.

 

98 Punkte reichten für Rang 2 in der Metropolitan Division. Als Geheimfavorit auf einen tiefen Playoff-Run gehandelt, kam bereits in der ersten Runde das Aus für ihr Team. Mit etwas Abstand auf die nervenaufreibende Serie gegen Pittsburgh – warum verabschiedete man sich bereits in Runde 1?

Ein Jahr zuvor konnte eventuell noch Unerfahrenheit meinerseits als Ausrede genannt werden. Dieses Jahr lasse ich das nicht mehr gelten. Wir sind über das frühe Ausscheiden sehr enttäuscht. Gründe zu suchen war hart. Bei genauerem Betrachten konnte man sehen, dass wir auf der Mittelachse nicht breit genug aufgestellt waren. Wir hatten zwar großartige Offensivcenter, aber defensive Kämpfer und Checker hatten wir leider nicht viele. Von den vier Centern Backes, Staal, Desharnais und Letestu, konnte man allenfalls nur Letztgenannten für einen Bottom-Spot brauchen. Ein weiterer Grund war, dass wir sicherlich immer noch einen sehr jungen Kader hatten. Viele richtig erfahrene Spieler konnten wir nicht vorweisen.

 

Und anstatt den Kader zu verstärken, könnte man meinen, sie haben ihn verschlechtert. Stimmt das? Immerhin hat man sich von David Backes, Eric Staal, Chris Stewart und Thomas Vanek getrennt. Gibt’s in Washington, beziehungsweiße in der Außenstelle Luzern, eine Änderung der Marschroute?

Das sieht auf den ersten Blick definitiv so aus. Man muss hier aber eine genauere Untersuchung machen. Direkt nach der Saison hatten wir bereits einen hohen Salary Cap, keine übrigen Rosterspots und somit auch praktisch keinen Handlungsspielraum.

Und obwohl der Kader eigentlich recht gut war, musste etwas geändert werden. Ein totaler Rebuild macht aus meiner Sicht keinen Sinn, wenn man Leute wie Kane, Fowler, Hoffman, Price, DeKeyser usw. in den eigenen Reihen hat. Wenn man sich diese Spieler anschaut, dann sind sie größtenteils zwischen 25-27 Jahren alt. Aktuelles Ziel ist es, eine schlagkräftige Mannschaft um diese Jungs aufzubauen.

Somit hat man ein mittelfristiges Ziel vor Augen. Backes, Staal, Vanek und Stewart waren bedeutend älter, und hatten nur noch kurze Verträge. So habe ich versucht die Breite auf der Mittelachse zu verbessern, sowie einen Aufbau um Kane und Co. zu starten.

 

Sie wollen um die genannten Spieler herumbauen. Glühen die Leitungen noch? Gibt es aktuell Tradegespräche um die eigenen Truppe zu stärken?

Mit Koivu, Burmistrov und Horcoff konnten wir wie gewünscht die Mittelachse verstärken. Koivu und Horcoff sind zwar ebenfalls vom älteren Kaliber, aber immerhin sind sie voraussichtlich noch 3 Jahre bei den Caps. Smith wurde vor allem für die Depth in der Defense verpflichtet.

Die Leitungen sind in diesem Sport immer geöffnet. Eine Kaderplanung kann man meiner Meinung nach nie vollständig abschließen. Es gibt immer neue Möglichkeiten. Ein Cuprun scheint für diese Saison vorerst mal ausgeschlossen, weil wir die Abgänge nicht vollständig kompensiert haben. Trotzdem sind wir zufrieden mit unserem Team.

Wenn man Verstärkungsbedarf aufdecken will, dann ist es meiner Meinung nach auf der Flügelposition. Einen Topwinger könnte man noch gebrauchen. Ein größeres Problem bei den Caps ist aus meiner Sicht aber, dass man in den letzten Jahren viele hoffnungsvolle junge Spieler und Prospects ziehen ließ. Das war ein weiterer Grund für die Trades. Ich versuche zukunftsorientierter zu denken. Und mit dem Expansion Draft kommt ein weiteres Problem auf mich, respektive uns alle zu. Da habe ich zurzeit mehr Handlungsbedarf.

 

Gutes Stichwort: Expansion! Ich spiele mal Washington GM und schütze Patrick Kane, Mike Hoffman, Mikko Koivu, Cam Fowler, Danny DeKeyser, Ryan Murray, Matthias Ekholm und James Neal. Plus natürlich Andrei Vasilevski! – Oh, wait? Was macht man dann mit Carey Price? Befinden Sie sich in einer schwer lösbaren Goalie-Misere?

Gut geraten! Es gilt diese Spieler zu schützen. Und tatsächlich befindet man sich in einer schwer lösbaren Goalie Misere. Price ist ein herausragender Torhüter, mehrfacher MVP der Caps. Er dürfte einer der besten Goalies der Liga sein und man würde sich nur schweren Herzens von ihm trennen. Trotzdem habe ich mich in letzter Zeit nach möglichen Abnehmern rumgehört und es scheint schwieriger zu sein, einen Abnehmer für ihn zu finden, als ich gedacht habe. Vasilevsky ist ein Juwel, ihn will man unbedingt schützen. Ihm dürfte die Zukunft gehören. Das Ganze ist eine schwierige Entscheidung. Wir versuchen das Beste daraus zu machen, es ist die gleiche Situation für alle GM's. Es ist nur Schade, weil man im Tor die perfekte Konstellation hatte.

 

Sie stehen einer Expansion somit eher kritisch gegenüber, oder freut man sich prinzipiell über Team 31? Schlussendlich wird ihr Team ja nur um maximal einen Spieler erleichtert – sollte verkraftbar sein?

Ja, nur, wenn der eine Spieler ein Price oder Vasilevsky ist, klingt es nicht mehr so prickelnd. Mein Motto ist jedoch: „Je mehr, umso besser“.

Sobald ich die Goalie Misere der Capitals irgendwie entschärfen kann, freue ich mich auch auf das neue Team. Es steht zunächst aber noch viel Arbeit auf dem Programm. Ich denke, dass es verkraftbar ist einen Spieler abzugeben. Aber es ist doch für jeden GM ein Ärgernis. Man baut über Jahre ein Team zusammen, versucht eine optimale Konstellation hinzubekommen. Normalerweise bekommt man irgendeine Entschädigung bei einem Trade, hier geht man leer aus, selbst wenn es für alle Teams dieselbe Situation ist.

 

Sie nahmen vorhin das Wort „zukunftsorientierter“ in den Mund. Bereits jetzt haben Sie sechs Picks in den ersten drei Runden des kommenden Drafts. Sieht so aus, als würde man nun viel mehr Wert auf „building from within“ legen, denn: selber entwickeln ist immer günstiger, als teuer ertraden, stimmt’s?

Korrekt. Das musste ich in den ersten zwei Jahren als GM lernen. Nicht nur ist es "teurer" Spieler von anderen Teams zu holen, es ist umso fataler wenn man dann noch praktisch alle jungen Spieler abgibt oder einen ganzen Draft auslässt. Und Sie sehen das definitiv richtig. Es muss das Ziel sein, dass man immer wieder eigene Spieler aus dem Farmteam hochnehmen kann. Ich freue mich jetzt schon auf den kommenden Draft. Die Caps werden ihren qualitativen Prospects Anteil massiv erhöhen können.

 

Passend dazu wäre es natürlich von Vorteil, wenn man qualitativ gute Picks in der Hand halten könnte. Würde das über eine womöglich mäßige Saison hinwegtrösten? Plant man sogar mit „besseren“ Picks bzw. war das auch ein Gedankengang, als man einige arrivierte Spieler getradet hat?

Mit "besseren" Picks wird auf keinen Fall geplant. Es steht eigentlich immer der sportliche Erfolg im Vordergrund. Aber sportlichen Erfolg kann man sich leider auch nicht immer sofort erkaufen. Wir hoffen nach wie vor auf eine tolle Saison und wollen auch dieses Jahr um die Playoffplätze kämpfen. Trotzdem, frühe Picks können über eine mäßige Saison hinwegtrösten. Das war aber sicherlich kein Grund, weshalb wir die erfahrenen Spieler abgegeben haben. Für uns ist es derzeit wichtig, dass wir unserem NFHL-Team Struktur verleihen, und gleichzeitig, dass wir unseren Prospect-Pool aufzufüllen.

 

Klingt so, als würde man in Washington den Fokus dann doch eher in Richtung Zukunft richten, auch wenn Sie heuer um die „postseason“ mitkämpfen wollen. In wie vielen Jahren planen Sie wieder ernsthaft konkurrenzfähig zu sein? Blicken Sie in die Kristallkugel: wo sehen Sie sich und ihre Capitals in, sagen wir, drei Jahren? Reicht ein solch kurzer Zeitraum, um genügend Talent und Jugend an Bord zu holen?

Genau, wir wollen zukunftsorientierter denken und handeln. Wie aber bereits gesagt, wir müssen nicht von Grund auf neu beginnen, da wir schon einiges an Talent bei uns haben. Es gilt das was wir bereits haben feiner zu strukturieren, die fehlenden Puzzleteile zu Kane und Co. hinzuzufügen. Trotzdem wollen wir vermehrt die "Jugend" im Blick haben, so dass wir von Eigengewächsen profitieren können. Die Eigengewächse sind in 2,3 Jahren sicher noch nicht so weit, dass sie ein Team zum Cuperfolg führen können. Trotzdem können die Caps genug Talente vorweisen um in 3 Jahren wieder voll konkurrenzfähig zu sein. Wenn wir das Grundgefüge unseres Kaders anschauen, stehen wir ja immer noch gut da. Was aktuell noch fehlt sind einige wenige Zutaten, die wir aber in einigen Jahren sicherlich beschaffen können.




Sebastian

Tolle Fragen, starke Antworten!

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2016-09-17 21:33:40