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Q&A Series 2016: Edmonton Oilers

2016-08-05

Eines der talentiertesten Teams, einen beneidenswerten Prospect-Pool, tolles Scouting, cleveres Roster-Management. Edmonton - die Metropole im kanadischen Bundestaat Alberta stellt seit Jahre eine Konstante in der NFHL, sportlich, aber auch im Hinblick auf Kontinuität des Management. Akribisch und immer mit einem Masterplan im Hinterkopf dreht und lenkt General Manager Sebastian Edel die Geschicke der Oilers. Wir trafen den Boss der Öligen und sprachen mit ihm über Rostermanagement, den Luxus einer Armada an Draft-Picks, aber auch warum die Liga schon geraume Zeit "nicht vollzählig" ist.

 

Vor 492 Tagen saßen wir uns das letzte Mal gegenüber. Damals diskutierten wir über das Fehlen von Top-Picks im NFHL Entry Draft 2015. Sie spekulierten auch, völlig aus der Runde rauszutraden und erst wieder 2016 zu picken. Rückblickend zogen sie unglaubliche 13 Mal – wie konnte sich das Blatt in nur so wenigen Monaten so gravierend umdrehen?

Das ist ja eine geraume Zeit schon her, aber letztlich war der Punkt, dass wir als Franchise einen Schritt zurück getan haben um auf lange Sicht ein höheres Niveau zu erreichen. Es gab Spieler, die uns sehr interessiert haben und für die wir im Gegenzug auch starke Spieler offeriert haben. Letztlich ist das Herankommen an Draftpicks ja kein wirkliches Problem. Das Problem liegt auf einer viel tieferen Ebene: bin ich auch bereit dafür zu opfern? Oft wird hier ja sehr stark gezögert und gefühlt darauf gehofft, dass man für Pick 30 im Draft vielleicht nur - sehr überspitzt - einen 7th Rounder im Folgejahr opfern muss. Letztlich ist es ganz einfach: will man Qualität, dann muss man Qualität bieten. Will man etwas, dann braucht es Herz und Verstand als auch den Mut es einfach zu tun. Wer viel vergangenen, vielleicht auch mal nicht glücklichen Trades hinterherschaut, der wird wohl immer im Mittelmaß stecken bleiben. Das ist nicht unser Weg. Wir wollen aktiv gestalten und das bedeutet auch, dass wir hier und da ein Risiko eingehen, mal etwas mehr bezahlen als notwendig, aber vielleicht deshalb auch beweglicher sind um solche Richtungsänderungen zu machen als Teams, die vor fehlendem Mut lieber in ihrer Behausung bleiben und sich dort zurückziehen und maximal Spieler abgeben, die kurz vor der Unrestricted Free Agency stehen. Kurz: wir wollten es so, wir haben einen Preis auch dafür bezahlt, aber es fühlte und fühlt sich richtig an entsprechend investiert zu haben.

 

Ein Jahr zurückgespult – sie hecheln Connor McDavid hinterher und schaffen es dann sogar, sich den 1st Overall Pick dieses Drafts zu holen. War es rückblickend gesehen: a.) der richtige Schritt, b.) den Gegenwert wert und c.) wirklich zukunftsweißend, bezogen auf ihre Zukunft als NFHL GM?

Es war der richtige Schritt für unsere Struktur, für unser Team. Wir haben aber auch im Folgejahr hier weiter den Kurs angepasst, denn nur mit dem Trade für einen Spieler hat man keinen Schritt getan. Es geht hier immer auch um die Richtung insgesamt. In Sachen Gegenwert haben wir entsprechend tief in die Tasche gegriffen und auch deswegen haben wir weitere Anpassungen vorgenommen. Der Trade war auch zukunftsweisend, denn die Zukunft hängt ja auch immer mit der Zufriedenheit zusammen und hier hat sich die Investition gelohnt, denn die Zufriedenheit ist nicht nur da, sondern auch auf hohem Niveau.

 

Auch heuer haben sie sich den 3rd Overall geangelt, um mit Jesse Puljujärvi ein weiteres Mosaikstein ins Haus zu holen. Zusätzlich griffen sie Wochen dafür sehr tief in die Tasche, um ihre Finger an die russische Wundertüte Ivan Provorov zu bekommen. Sind das Trades, die sie über Wochen vorbereiten, oder sind das manchmal auch Schnellschüsse, weil man hier und da ein Loch im Kader sieht, was schlussendlich aber vielleicht gar nicht da ist? Eine hohe Fluktuation, auch von Prospects, lässt durchaus darauf schließen.

Das ist alles geplant und das Eine bedingt das Andere. Ohne den Trade für McDavid gibt es das Ringen um Provorov nicht und auch den Trade von Taylor Hall gibt es nicht ohne die Gewissheit, dass mit dem 3rd Overall ein Spieler kommt, der Hall ersetzen kann. Wichtig ist hier die Gesamtstruktur, wie bereits erwähnt. Man kann die Struktur fast unmöglich von Beginn an erzählen, aber ich kann versuchen bei McDavid einzusteigen. Es war klar, dass er ein Center für die beiden Toplines wird. Es ist auch klar, dass unser Franchise Player Patrice Bergeron im Team verbleiben wird und damit wurde deutlich, dass die Zeit von Ryan Nugent-Hopkins, obgleich seiner individuellen Klasse, abgelaufen ist. Die Frage des Trades war hier beantwortet, nur der Zeitpunkt noch nicht. Für ein erfolgreiches Team braucht es auch die entsprechende Mischung an Spielern und es nutzt wenig einfach nur Talent zu horten und in irgendeine Aufstellung zu pressen gemäß dem Motto: "Tolle Spieler, mehr als man eigentlich braucht, aber traden mag ich keinen, also drück ich diese Spieler einfach in irgendeine Aufstellung und falls es nicht funktioniert gebe ich mich ahnungslos, empört und schockiert". Ein erfolgreiches Team fängt immer beim General Manager an. Ziel ist letztlich erfolgreich zu sein, denn das Horten von Spielern die 'sexy' wirken ist leider kein Erfolgsrezept. Eine qualitativ hochwertige, aber auch passende Mischung für die unterschiedlichsten Aufgaben zu haben, das ist der entscheidende Punkt. Ligaweit sind durchaus hier und da Teams zu sehen, die eine individuell hochwertige Mannschaft haben, aber eben nur eingleisig fahren und das große Ganze aus dem Blick verlieren und sich - beispielsweise - im Bereich der jungen, passstarken Center verlieren. Es braucht aber auch Erfahrung, defensive Stärke bei mehr als einem Center und auch Spieler die härter zupacken können. Drei Mal McDavid? Klingt verlockend. Bringt aber keinen Erfolg. Daher haben wir und werden wir weiter stetig am Roster arbeiten.

 

Stetig am Roster arbeiten steht bei Ihnen an der Tagesordnung. Sie sprachen den Taylor Hall Deal an, danach feuerten Sie mit Alex Pietrangelo wohl einen der wertvollsten Spieler gen Long Island. Sieht man sich in Edmonton NACH den Deals nun besser, tiefer, ausgewogener, hoffnungsvoller aufgestellt?

Besser - eher nein. Tiefer - eher ja, aber das hat mehr mit anderen Trades auch zu tun, durch die Pietrangelo erst als Tauschobjekt ins Gespräch kam. Ausgewogener - definitiv nein, denn wir haben die Abwehr deutlich in den Fokus geschoben und hier eine starke, aber doch eher junge Mischung abseits von Duncan Keith. Es ist klar, dass der kommende Fokus im Bereich Draft und Signing von Overagern aus der CHL bzw. von College-Buben auf Stürmern liegen wird. Bei 'hoffnungsvoller' würde ich ein 'dezentes ja' vermerken, da das aktuelle Team etwas mehr Hoffnung versprüht als das Team zuletzt, das bei weitem nicht schlecht war, aber keine allzu große Perspektive geboten hat. Perspektiven bieten auch immer die Gefahr, dass es nur genau dabei bleibt, aber das Level an sich sehe ich als höher an, demnach hoffnungsvoller.

 

Bei Perspektiven und Hoffnung, gerade in der Defensive, sprechen Sie vermutlich von den Youngster Parayko und Severson. Sie sprachen auch an, dass die Defensive, abseits von Duncan Keith, eher jung ist. Wird man die beiden erstgenannten im regular Lineup sehen, oder suchen die Oilers noch nach Hilfe in der Defensive?

Man sollte ja nie sagen, dass etwas fertig ist, denn jeder der das als GM gesagt hat, hat genau diesen Satz ein paar Wochen oder Monate später wieder revidieren müssen. Geplant ist kein weiterer Zugang in der Abwehr, aber es gibt dezentes Interesse an Braydon Coburn. Es ist auf jeden Fall sicher, dass Parayko als auch Severson für die Oilers auflaufen werden und zu den sieben Defendern des Pro-Teams gehören werden.

 

Sehen Sie sich mit diesem Lineup, welches dann doch verjüngt wurde, weiterhin im Favoritenkreis, zu welchem Sie in den letzten Jahren zweifelsohne gezählt haben? Kurz: haben die diesjährigen Oilers Cup-Potenzial?

Ich sehe uns weder im Favoritenkreis noch mit Cup-Potenzial dieses Jahr. Hierfür fehlt uns klar die Scoring Power. Mit einem sicheren Play-Off-Einzug wäre unser Saisonziel erreicht. Ab dann ist es - eine alte Phrase - eh eine Glückssache, dann werden die Karten neu gemischt, aber ich erwarte uns nicht an der Spitze. Ich erwarte eine gute, stabile Defensive aber eine Offense, die sicher nicht mit den besten Mannschaften der Liga wird mithalten können.

 

Man möchte dann ja dazu geneigt sein, einen Trade für mehr Scoring-Power zu erwarten. In sehr naher bis mittelfristiger Zukunft – will heißen, ihr Team wird nach der Deadline teilweise verändert sein?

Wir haben sicher nicht die Hände vor den Augen um keine Möglichkeiten zu erkennen, aber es muss passen. Es ist auch völlig ok nicht zum Favoritenkreis zu gehören und die kommende Runde ein Team aufzubauen mit einer neuen und anderen Struktur. Ob es uns gelingt noch mehr Power für die Scoring Lines zu erhalten liegt aber an Angebot und Nachfrage. Den Grundkurs werden wir dies Jahr nicht verlassen, denn die Favoritenrollen sind diese Runde bereits vergeben.

 

… an wen? Welche Teams sehen Sie heuer in der Favoritenrolle und welche könnten die Ottawa’s, Calgary’s oder die St.Louis‘ aus dem Vorjahr sein?

Der Titelverteidiger in Ottawa hat auch dieses Jahr eine gute Truppe zusammen und wird weiterhin von den günstigen, aber immensen Verstärkungen zur letztjährigen Deadline profitieren. Ich erwarte Minnesota noch stärker als zuvor, da hier sehr präzise an einem Team gearbeitet wird mit dem Blick für ein gutes, aber eben auch funktionierendes Team. Hier denke ich, dass die Toronto Maple Leafs vielleicht auch wieder einen Schritt weg von sexy hin zu funktional schaffen und demnach wieder stärker in Erscheinung treten werden. Auf einer letzten oder vorletzten erfolgreichen Reise vor einem Einbruch sehe ich die Philadelphia Flyers, die immer noch sehr funktional sind, aber langsam in die Jahre kommen an einigen Ecken und Enden. Positive Überraschungen sind schwer zu prognostizieren - schwerer als negative.

 

Steen, Staal, Hendricks, Gilbert, Ward, Gustavsson, Boyle – die genannten Akteure werden nach Ablauf der kommenden Saison auf dem freien Markt verfügbar sein. Lassen Sie uns in Ihre Planungen blicken – füllt man in Edmonton die freiwerdenden Plätze mit eigener Jugend oder wird es ein Mix aus Youngstern und Routiniers, die man am Markt jagen wird?

Es wird eine Mischung sein - zumindest ist das die Hoffnung. Cam Ward wird mit Sicherheit ein Angebot zur Verlängerung seines Engagements hier erhalten. Bei allen anderen Spielern entscheidet auch ihre Leistung im kommenden Jahr als auch die Entwicklung unserer jungen Spieler inwieweit wir Vertragsverlängerungen anbieten können.

 

Ein wesentlicher Bestandteil der Oilers-Zukunft wird wohl Robby Fabbri sein. Die Gerüchteküche brodelt, Angebote gen Edmonton sollen keine Seltenheit sein. Wir bieten Ihnen eine Bühne für eine klare Ansage bezüglich Fabbri. Ist er ein fixer Bestandteil ihres zukünftigen Teams oder sehen sie „Möglichkeiten“?

Es ist - aus meiner Sicht - immer vermessen zu behaupten, dass ein Spieler 'untouchable' ist. Alles hat seinen Preis, aber um präzise zu sein: wir planen fest mit Robby Fabbri in unserer Mannschaft.

 

Beim vergangenen Draft wurde über ihr Team diskutiert. „Der hat n geiles Team, hat aber immer 1 Milliarde Picks“. Wie schafft man in Oil-Country diesen immens beeindruckenden Spagat – ist ein Zeichen für sehr gutes Scouting/Drafting und „above average“ Roster-Management – oder ist da auch in Edmonton von Zeit zu Zeit ein Glücksfaktor dabei?

Es ist eine Mischung aus Glück und System. Wenn ich ins Jahr 2007 zurückgehe, dann waren wir seinerzeit von Craig Smith als potenziellem NFHL-Spieler überzeugt, aber wirklich in Erscheinung trat er erst 2009 und später. Er war ein Glücksgriff, aber eben auch aus Überzeugung. Ähnlich Trevor Moore letztes Jahr, der erst vor wenigen Wochen einen deutlichen Schub in Sachen Wertigkeit erfahren hat. Solche Picks bringen auf Dauer Wert und Qualität und beides kann man in eine solide bis größere Zahl Zugriffsrechte am Draft ummünzen und das Team so stets von Innen erneuern - zumindest teilweise. Das stete Erneuern von Innen ist meiner Meinung nach wichtig für ein auf Dauer erfolgreich angelegtes Team. Hierzu bedarf es aber auch einem großen Maße an Demut. Jedes Jahr mehrfach und wild 'undrafted' ziehen ist letztlich nur das reine Verbrennen von Wertigkeit. Wenn man von einem Spieler überzeugt ist, wenn man entsprechend tief recherchiert hat, dann ergibt das 'undrafted ziehen' sogar regelmäßig Sinn (Smith, Moore, Tolchinsky, Houser, Walker, Gistedt), aber ein wirres Streuen nach schön bebilderten Scouting Service Heftchen-Meinungen ist seltenst zielführend und ist gerade Teams mit wenigen Picks nicht mal ansatzweise zu empfehlen. Die eigene Recherche ist hier höher zu schätzen als das Duplizieren einer Scouting Service Meinung. Schafft man hier einen eigens validierten Weg, dann erreicht man hier einen höheren Wert, der dazu führt, dass man stets Qualitätsanstiege hat und diese dann in andere Materialien umwandeln kann.

 

Abschließend: als das Oberhaupt der Liga bzw. als Mitglied der Liagleitung bekommen Sie natürlich die Problematik mit der Aquisition neuer GMs live mit. Viele Bewerber wirken zuerst motiviert, nach ein paar Tagen kehrt aber Ernüchterung ein und die Kündigung flattert ins Haus. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Kann die Liga was tun, um es Neuankömmlingen einfacher zu machen, oder die Liga attraktiver gestalten?

Als Problem bzw. Problematik würde ich das gar nicht sehen. Wir haben aktuell Spots offen und wenn wir wollten, dann wären diese auch mit irgendwem besetzt. Der Knackpunkt ist, dass wir die Spots aber auch aktiv besetzt haben möchten und die GMs auch Spaß haben sollen. Es stimmt, dass es zuletzt ein paar Zusagen gab, die dann kurze Zeit später wieder revidiert wurden. Das ist vor allem für die Leute der Ligaleitung ärgerlich, die sicherlich ein gutes Stück an Zeit opfern die Neulinge in die Liga, das Regelwerk und alles dazwischen einzuführen. Manches Mal überfordert es aber auch die neuen GMs was die alten GMs direkt von ihnen verlangen in Bezug auf Antwort hinsichtlich Trades. Hier scheint recht schnell die berühmte Hutschnur hochzugehen, wenn die neuen nicht zügigst innerhalb einer kurzen Zeit reagieren oder noch zögerlich sind. Hier wäre es sicherlich angebracht einem neuen GM umso mehr Zeit zu verschaffen das ganze System zu durchblicken, zu verinnerlichen. Wie unsicher es manches Mal bei alteingesessenen GMs ist sieht man alleine daran, wie oft doch Fragen zum Regelwerk bei uns ankommen. Hier ist einfach an die Ruhe, die Vernunft und auch Toleranz der GMs zu appellieren, einem Neuling auch Zeit einzuräumen oder gar mal ein Revidieren einer Entscheidung. Unser eigenes Engagement geht klar dahin, dass wir möglichst alle Spots gerne besetzt hätten. Wir freuen uns aber auch, wenn die aktuellen GMs selbst ihre Kontakte spielen lassen und einen Bekannten in diese Welt einführen, ihm den Spielspaß vielleicht vermitteln können.




Andre

Very nice read!

Q&A Series 2016: Edmonton Oilers
"McFabrayko" und die deluxe Zukunft in Edmonton

2016-08-05 21:20:12