Barry Horn trifft....
2012-03-09Barry Horn: Herr Edel, die NFHL ruht 13 Tage, weil Sie als einer der Liga-Bosse in Afrika weilen. Offiziell heißt es, dass Sie Verträge aushandeln die NFHL in Afrika zu platzieren. Soll es nach Vorbild der NHL (mit dem jährlichen Europastart) aussehen?
GM Edel: Schön wäre es, wenn es dort nur um solche Verhandlungen gegangen wäre. Letztlich war es mehr Arbeit im Zuge des Abschlusses an der Universität. Gedanken an und zur Liga gab es hier und da durchaus auf der einen oder anderen Busfahrt, aber die Reise war eine Mischung aus Uni und privatem Interesse.
Barry Horn: Das hört sich ja alles gut an, aber Kritiker verspotten die Reise, als Lustreise mit viel Wein und leichten Mädchen. Wie entgegnen Sie dieser Kritik?
GM Edel: Dass das eine oder andere Bier dort geflossen ist oder landestypischer Grogue Tabugal ist nicht zu verleugnen. Zu jeder Reise die Arbeit beinhaltet gehört auch Lust, daher kann man das auch als Lustreise bezeichnen, denn die Alternative wäre eine Bodenanalyse auf Island im Sommer gewesen und da zieht man natürlich den Strand und eine Region vor, die einem ansonsten wohl eher verwehrt bleibt.
Barry Horn: Wie schmal ist der Grat als Ligachef, Interessen der Liga mit denen der Klubs und deren GM's zu vereinen?
GM Edel: Eine gute Frage, aber für mich auch einfach zu beantworten. Grundsätzlich mag ich den Begriff Chef nicht und noch weniger Ligachef. Ich trage etwas mehr Verantwortung und mache etwas Mehr. Ich verstehe die Rolle mehr als Motor denn als Chef. Jeder ist jederzeit in der Lage entsprechende Ideen oder Vorschläge einzureichen oder auf diversesten Wegen mitzuarbeiten. Hierzu bedarf es etwas Koordination und in dem Bereich werkle ich für die Liga. Zurück aber zur ursprünglichen Frage: Breiter könnte der Grat nicht sein, denn jede Entscheidung im Bereich Zukunft der Liga wird ohne die Edmonton Oilers im Hinterkopf getroffen. Es wäre ein leichtes nach regelmäßig vielen Draftpicks die Rostergröße auf 80 hochzusetzen oder die Waiverregel so anzupassen, dass die jungen Spieler in meinem Kader nicht betroffen sind. Wenn etwas geplant wird, dann wird dies immer an unabhängigen Beispielen durchgerechnet und jedes Team da in Betracht gezogen. Jegliche Ansätze die mit ‚Da es in meinem Team so und so ist, schlage ich vor, dass…‘ sind unseriös und selten beachtenswert. Ich muss hier ‚selten beachtenswert‘ sagen, denn wenn nachgelegt wird und der Sachverhalt am eigenen Team aufgefallen ist, sich aber durch die Liga zieht, dann muss man dem Aspekt nachgehen, aber eine Intention zur Regelanpassung beruhend auf Daten zum eigenen oder nur wenigen Teams ist nicht im Interesse der Liga und daher nicht beachtenswert. Es braucht eine gesunde und funktionierende Liga, die auf Dauer wenig Arbeit macht, dass alle Spaß haben und dieses Produkt von Allen für Alle auch auf lange Sicht funktioniert und da ist jegliche Form von Egoismus an der Motorenstelle der Liga fehl am Platze.
Barry Horn: Derzeit führen Sie mit Ihrem Team unangefochten an. Sie haben einige Jahre darauf hingearbeitet, scheinen nun die Früchte zu ernten – ein befriedigendes Gefühl?
GM Edel: Befriedigend ist nicht unbedingt das passende Wort, aber es ist schön zu sehen, dass man die letzten Jahre auch manche Entscheidung getroffen hat, die man aktuell durchaus als positiv werten kann. Grundsätzlich ist es aber wichtig nicht nur Früchte jetzt zu ernten, sondern auch neue Früchte wieder anzupflanzen, denn ein kompletter Ausfall einer Ernte kann kein Team verkraften und nicht jede angesetzte Pflanze trägt am Ende auch Früchte. Die Balance im Nachwuchsbereich ist wichtig, ein stetiger Fluss an Talenten unabdingbar um ein sportlich anspruchsvolles Niveau zu halten.
Barry Horn: Wen sehen Sie als Konkurrenz zu Ihrem Team?
GM Edel: Es gibt 29 direkte Konkurrenten, die allesamt jederzeit den Edmonton Oilers gefährlich werden können. Es gebietet sich nicht auch nur einen GM und sein Team zu unterschätzen. Sportlich gesehen sind im Osten natürlich Boston und Carolina die großen Konkurrenten und im Westen Anaheim, Dallas und Calgary. Wir können uns aber nicht hinstellen und sagen, dass wir gegen alle anderen Mannschaften ohne Probleme gewinnen.
Barry Horn: Kein Understatement. Sie stellen die beste Abwehr, den effektivsten Sturm. Die Edmonton Oilers sind DER Topfavorit.
GM Edel: Mit dem Begriff Favorit beziehungsweise Team aus dem engsten Favoritenkreis gehe ich konform. Aktuell haben wir eine gute Ausgangsposition erarbeitet und dabei entsprechend gute Werte in einzelnen Kategorien erzielt. Eine Favoritenrolle nehmen wir gerne ein, denn diese Position hat sich die Mannschaft auch verdient nach jetzt rund 60 gespielten Spielen. Alleiniger Favorit sind wir aber nicht.
Barry Horn: Während der Runde haben Sie mit Ryan Nugent-Hopkins ein Riesentalent teuer gekauft. Ist er den Preis wert?
GM Edel: Das ist eine Frage, die wir uns vor der Anfrage an die Philadelphia Flyers gestellt haben, als auch während der Verhandlungen und heute noch. Die Hauptbestandteile des Trades mit Nugent-Hopkins und Landeskog waren beide sehr frühe Draftpicks und zeigen beide, dass sie exzellente NHLer auf Dauer sein werden. Uns war umgehend klar, dass wir nur eine Chance auf Nugent-Hopkins haben, wenn wir den gebeutelten Flyers unter neuer Führung ein entsprechendes Angebot unterbreiten können. Ich denke, dass die Flyers durch Shane Doan sportlich jetzt an Qualität gewonnen haben als auch via Landeskog und Tyson Barrie in Zukunft etwas breiter aufgestellt sind. Nugent-Hopkins selbst ist auch ein starker Nachwuchsspieler, der vielleicht aufgrund seiner natürlichen Position etwas besser zu unseren starken, jungen Wingern passt als Landeskog, der ebenfalls die Flügelposition besetzt hätte. Wir hoffen, dass Ryan Nugent-Hopkins den Trade auf Dauer rechtfertigt und auch die Flyers vom erzielten Mehrwert profitieren.
Barry Horn: Ihre Mannschaft ist gespickt mit jungen Talenten, die es teilweise schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. Wird sich Ihr Team in der Offseason (wie stets) stark verändern?
GM Edel: Teams verändern sich jedes Jahr, aber sie haben schon recht, dass sich die Oilers oft sehr stark verändert haben. Auf Dauer wird sich das in Edmonton etwas reduzieren, wenn auch noch nicht kommende Saison, denn neben den jungen Spielern haben wir auch einen Teil an Routiniers, die ihre Karriere beenden werden wie Mark Recchi und Chris Osgood, als auch Spieler, die zu Unrestricted Free Agents werden wie Eric Brewer, Mattias Ohlund und Ryan Smyth. Etwas Veränderung wird es mit Sicherheit geben, aber das Grundgerüst wird bleiben und sofern die Leistung weiterhin konstant bleibt, haben wir auch Interesse daran die Free Agents wieder nach Edmonton zu holen. Ob uns dies gelingt liegt aber auch an den Angeboten der anderen Teams. Unser Interesse ist auf Dauer neben sportlicher Klasse auch ein Mehr an Konstanz im Team.
Barry Horn: Bevor ich Sie in die laue afrikanische Nacht entlasse. Wird sich etwas verändern in der NFHL, sind Neuigkeiten, Regeländerungen oder sonstiges zu erwarten?
GM Edel: Eine schwierige Frage zum Abschluss. Ich drücke es mal so aus: Geplant ist keine große Regeländerung, was letztlich aber nur bedeutet, dass wir es geschafft haben, dass das Regelwerk entsprechend gut fixiert und durchdacht ist. Ich denke, dass das auch im Sinne aller GMs ist, wenn das Regelwerk sich nun gefestigt hat und wir da nur noch kleine Ergänzungen dann und wann einsetzen. Die größte anstehende Veränderung wird auf Dauer der UFA-Markt sein, der auf ein Datenbank-System vom Ablauf her umgestellt werden soll, aber da das nicht mein Metier ist sollte hier der werte Kollege aus Carolina vielleicht besser antworten.
Barry Horn: Herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Viel Erfolg für Ihr Vorhaben auf dem schwarzen Kontinent und viel Erfolg für Ihre Truppe.

Schönes Interview meine Herren!
Barry Horn trifft....
GM Sebastian Edel (Edmonton Oilers)
