Nemesis Divina
2017-05-13Newark, N.J.
Playoffs der Saison 15, erste Runde – 0:4 gegen Boston. Playoffs der Saison 16, erste Runde – 0:4 gegen Boston. Man kann durchaus sagen, dass die Bruins die absolute Nemesis der New Jersey Devils waren. Auch in den Matchups der „regular season“ hatte das Team von General Manager Kulhanek die Nase meistens vorne, doch der Reihe nach.
Nach einem äußerst überraschenden Sweep gegen den Division-Sieger aus Columbus wartete in Runde 2 das Team aus der Stahlstadt, die Pittsburgh Penguins. Das erste Spiel ging auch gleich verloren, man nahm an, dass die Erfolgssträhne nun gerissen sei. Eher das Gegenteil war der Fall – das Team von Headcoach Barry Trotz blickte nicht mehr zurück und entschied die Serie in Game 5 und löste mit 4:1 das Conference Finalticket, wo es natürlich gegen die Nemesis Divina, gegen die Boston Bruins gehen sollte.
Voller Selbstvertrauen holten die Devils auch gleich beide Partien in Massachusetts und konnten Game 3 recht eindeutig mit 6:2 für sich entscheiden. Nach dem 3:0 in der Serie dachte man natürlich an eine mögliche Finalteilnahme: „Das ist doch klar. Du bist nur mehr einen Sieg von den Finals entfernt. Das Team spielt überirdisch und man hat ein gutes Gefühl, dass man aus den folgenden vier Partien zumindest einen Sieg holen kann“, so General Manager Martin Muhrer nach Game 4, welches wahrlich nichts für schwache Nerven war. Nach 60 Minuten stand es 2:2, Overtime musste zum zweiten Mal in der Serie einen Sieger herbeiführen. Natürlich verstrichen die ersten 20 Extraminuten ohne Treffer, als ob die Nerven nicht schon genug angespannt waren. Fast 100 Minuten waren im Prudential Center von New Jersey gespielt, als Mike Fisher die Devils und deren Fanbase jubeln ließ. Bemerkenswert: in der 2nd OT kassierten die Devils drei Strafen in Folge, bei der dritten entschied Fisher mit einem Shorthander die Partie. Der bereitss fünfte Unterzahl-Treffer der Playoffs.
Nun ist es also getan – die Dämonen wurden besiegt, die Boston Bruins aus dem Bewerb geworfen. Bereits wenige Augenblicke nach dem Ausscheiden gratulierte der unterlegene Kollege ausgesprochen sportlich. Das Kompliment kann man auch nur zurückgeben: jaherlang waren die Boston Bruins nun eine wahre Macht im Osten und zählten fast immer zu den Favoriten – nun könnte aber ein Umbruch anstehen. Ganz anders in New Jersey, wo sich nun zum dritten Mal in der Franchise-Geschichte alle Blicke auf Lord Stanleys Hardware richten werden. In der allerersten Saison unterlag man im Finale den Detroit Red Wings mit 3:4, vor neun Jahren gewann man Game 7 gegen GM Horn und seine Chicago Blackhawks. Nun will man natürlich Titel #2 und der ist eventuell auch in Reichweite.
„Ich habe es bereits nach der Playoff-Qualifikation gesagt: alles was jetzt kommt ist Bonus. Der Sweep gegen Columbus war schön, wir haben dann aber doch eher mit einem Ausscheiden gegen starke Penguins gerechnet. Als wir aber vier Siege in Folge einfahren konnten und ich sah wie die Mannschaft immer mehr Selbstvertrauen aufbaute, wurde ich dann doch optimistischer. Jetzt sind es acht Siege in Serie, zwölf Siege in 13 Playoff-Partien – einfach unglaublich“, so ein absolut zufriedener GM. Allen Akteuren gebührt Lob, doch wenn man sich die Zahlen von Carey Price und Kari Lehtonen ansieht, wird einem fast übel: in den 13 Partien kassierten sie zusammen nur 26 Gegentreffer – Price entschärfte 94,2% der Schüsse, Lehtonen gar 95,4%.
Und wen wünscht man sich nun im Finale, Herr Muhrer?
„Ganz ehrlich – als wir gegen Boston mit 3:0 in Front lagen realisierte ich, dass es vermutlich ein Finale gegen einen von zwei ganz „speziellen“ GMs wird. Edmonton gilt als der Mentor, der Krösus, der Maßstab, an den wir uns sehr oft gemessen haben und auch immer messen werden. Dallas zählte von Tag 1 zu jenen GMs, die immer mit Rat und Tat zur Seite standen. Mit beiden Verantwortlichen entwickelte sich Freundschaft – ein Finale ist immer was besonderes, gegen einen der beiden anzutreten macht es aber zu etwas ganz Besonderem. Dennoch: es soll jetzt deswegen kein Schaulaufen werden. Wir wollen uns jetzt beweisen, den Titel holen und die Fans für ihre Treue und Loyalität entlohnen – wir hätten uns das Ding auch verdient!“