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Q&A Series 2016: Columbus Blue Jackets

2016-04-23

Seit dem Ende der Saison 14 hören die Columbus Blue Jackets auf die Kommandos des ersten Vorarlberger General Manager der Geschichte. Die manchmal unverständliche Sprache war bis dato kein Problem, der 4th year GM hat dem Team aus dem US-Bundesstaat Ohio definitiv seinen Stempel aufgedrückt. Kurskorrekturen gehören zum Repertoire des Managements rund um Patrick Kerer – auch in Zukunft?

 

Die vierte volle Saison unter Ihrer Regentschaft endete vor wenigen Tagen. Wie in anderen Medien bereits erwähnt, war es die „beste“ seit Sie das Zepter in der Hand halten. Merkwürdig nur, dass man nach der besten Spielzeit den 7th Overall Pick in den Händen hält – wie passt das zusammen?

Naja, wenn Sie sich die Tabelle anschauen, dann können Sie erkennen, dass es heuer irrsinnig knapp war. Die Plätze 16 bis 26 befinden sich innerhalb von nur 3 Punkten, über 82 Spiele haben also quasi Nuancen entschieden, wer den Cut für die Playoffs schafft und wer nicht...zumindest im Westen. Im Osten war die Sache etwas klarer, und dennoch: wohl eine der engsten Saison die diese Liga je gesehen hatte. Das wir am Ende wieder einmal außerhalb der Playoffs stehen ist für mich umso tragischer, da wir bis 20 Spiele vor Schluss noch alle Möglichkeiten hatten, und am Ende der Losing-Streak zur falschen Zeit kam.

 

"Hands down" – Sie sprachen an, dass man nach drei Vierteln der Saison noch im Rennen um die „postseason“ war. Ein Jahr davor scheiterte man mit einem vermeintlich besseren Kader am Einzug in die Playoffs. Waren Sie am Ende überrascht, enttäuscht, zufrieden, dass man die Playoffs dann doch klar verpasst hat und somit einen tollen Nachwuchsspieler abgreifen kann?

Ein bisschen etwas von allem würde ich sagen. Zum einen waren wir alle enttäuscht so kurz vor dem Ziel einzubrechen und die Playoffs nicht zu erreichen, jedoch war es von Anfang an nicht unser Ziel heuer um den Pott mitzureden und schlussendlich überwiegt auch eindeutig der Stolz und die Zufriedenheit, dass unser Team so viel aus sich rausgeholt hat. Vor allem unser Neo-Captain Aleksander 'Sasha' Barkov und sein Linemate Nikita 'der Kuchen' Kucherov haben uns alle vom Hocker gehauen. Dass wir trotz dem engen Feld einen sehr guten Pick beim Draft in der St.Eiermark erwischt haben ist natürlich ein nettes Trostpflaster und wird uns helfen, die nicht geschafften Playoffs schnell zu vergessen.

 

Auch Matt Duchene konnte 64 Punkte in 70 Spielen erzielen, wurde aber vor der Deadline nach Ottawa gejagt. Vor exakt 357 Tagen gaben Sie folgendes zu Protokoll: „Mit Matt haben wir unseren Captain für viele, viele Jahre in der Mannschaft und das ist uns auch viel wert“. Der Kanadier war erneut auf 70+ Punktekurs. Wie kann man sich so schnell um 180 Grad drehen? Was hat sich in Ohio so massiv verändert, dass man auf einmal einen DER Bausteine für die Zukunft wegschickt?

*GM lacht* Ich hatte so eine Ahnung, dass diese Frage kommen würde. Matt Duchene war ohne Frage einer der Leistungsträger in unserem Team und seine Production war on point. Wir sind allerdings zu dem Entschluss gekommen, dass wir lieber dieses Loch aufreissen und dafür mit Thatcher Demko ein Elite-Talent im Tor holen, wo wir wirklich massiven Bedarf hatten und immer noch Bedarf sehen. Zudem ist Nick Ritchie ein einzigartiger Power Forward, zwar noch nicht in einer außerordentlichen Form, aber wir werden mit dem Jungen noch einen Menge Freude haben. Mit Joe Colborne haben wir einen netten Forward bekommen der für Grit und secondary Scoring da sein wird und sowohl am C als auch am W spielen kann. Der Umstand, dass wir vor einem Jahr in Ahlen mit Julius Nattinen einen sehr vielversprechenden, jungen Center gepickt haben, hat uns in unserer Entscheidung, Matt abzugeben, bestärkt und unterstützt.

 

Müssen jetzt auch andere, sogenannte Eckpfeiler der Franchise, zittern, dass Sie einer erneuten Kurskorrektur des GMs zum Opfer fallen werden? Vielleicht findet man morgen wo anderes ein Loch, das man gerne schließen will, nur um dafür wo anders eine Baustelle zu eröffnen.

Finden würden wir eine Menge Löcher, gerade up front sind wir noch dünn besetzt und auch im Tor sehen wir Handlungsbedarf, trotz dem Trade um Demko. Ich sag's mal so: Nobody is safe. Klar gibt es Spieler die wir nur ungern ziehen lassen würden, aber den Stempel 'untradeable' wird niemand mehr bekommen. Der Preis macht die Musik. Ob es eine erneute Kurskorrektur geben wird? Ich weiß es nicht! Fakt ist, durch Stillstand werden wir auch in den nächsten 8 Jahren ohne Playoffs bleiben.

 

Man kann also durchaus damit rechnen, dass man in Columbus den sehr aktiven Weg weitergeht? Seit vergangenem Juni haben sie nicht weniger als 18 Trades vollzogen, in denen 40 Spieler und 28 Picks die Besitzer wechselten. Bedarf es einer solch hohen Fluktuation, oder sollte man womöglich auch eher mal eine etwas ruhigere Route einschlagen und mit dem Material arbeiten, das einem zur Verfügung steht?

Wie bitte?! 18 Trades?! Das...das ist ja irrsinnig!! *GM lacht erneut* Nein, Spaß beiseite. Wir wissen, dass wir zu den aktivsten Teams in der Liga gehören, nur muss man eben auch die Situation aus unserer Sicht aus betrachten. Solange das Team noch nicht wettbewerbsfähig im Sinne von Playoff-tauglich ist, macht es, wie vorhin schon erwähnt, nur wenig Sinn die Füße still zu halten und zu beten, dass wir endlich mal gut werden. Von nix kommt bekanntlich auch nix, auch wenn's selbst hier Ausnahmen gibt. ABER, es werden mit Sicherheit ruhigere Zeiten auf uns zukommen, da vor allem in der Defensive die Weichen auf eine erfolgreiche Zukunft gestellt sind. Nun werden die restlichen Positionen noch durch Draftpicks und eventuelle Trades verstärkt und dann werden auch wir vielleicht mal Ruhe geben.

 

Sie haben es erwähnt – die Defensive könnte in den kommenden Jahren zu einen der besseren der Liga zählen. Mit Rasmus Ristolainen hat man einen Top-Pair Defender in den eigenen Reihen und eine Vielzahl von Spielern wird das Squad der Jackets füllen. Viele Spieler, die nun vor ihren ersten Jahren in der höchsten Spielklasse stehen und gerade ihre ersten Erfahrungen gesammelt haben. Gute Arbeit – aber kann eine Defensive ohne einen arrivierten, erfahrenen Leitwolf funktionieren?

Die Frage wird uns nur das Team selber beantworten können, bei den ganzen Talenten die nach kommen stehen die Karten aber nicht schlecht, zumal wir doch eine sehr breite Fächerung haben, angefangen vom klassischen Stay-at-Home Defender mit Nikita Tryamkin, über den Two-Way Defender Stephen Johns oder Chris Bigras, bis hin zu den eher offensiveren Jungs um Rasmus Ristolainen oder Shea Theodore. Allerdings würde es nicht der Wahrheit entsprechen, wenn ich Ihnen jetzt versichern würde, dass wir uns am UFA Markt der Zukunft, sei es heuer oder in einem Jahr, nicht nach einem routinierten Leader in der Defense umsehen würden.

 

Blickt ein Ahnungsloser auf die Sturmabteilung für die kommende Saison, so sieht man Aleksander Barkov, Nikita Kucherov, Joe Colborne, Brandon Pirri, Brett Connolly und Jason Chimera. Nicht einmal zwei volle Linien und wohl nur zwei Akteure gehören „wirklich“ in die Top 6 Abteilung. Die Defensive sieht ganz gut aus, aber bei den Goalies wird’s wieder eher schwierig, auch wenn man hier die eine oder andere recht gute Personalie in der Hinterhand hat. Wie wird man in Columbus den Kader vollmachen? Die Voraussetzungen schreien ja geradezu nach einem weiteren Jahr in der unteren Tabellenregion, oder nicht?

Prinzipiell haben sie Recht und wir kommen wohl gerade so auf eine volle, nennenswerte Top6 Reihe. Ob wir uns hier verstärken werden steht noch in den Sternen, abschreiben werde ich dies jedoch nicht. Wer die Torhüterposition besetzen wird, wird sich erst im Trainingcamp herausstellen, da möchte ich jetzt noch keine Prognose dazu abgeben. Fix ist nur, dass die Columbus Blue Jackets keinen zusätzlichen Goaltender am UFA-Markt verpflichten werden. Wird unser Team auf dem Papier ausschauen wie ein Playoff-Team? Wahrscheinlich nicht, aber das sollte auch noch nicht das Ziel sein. Die Defense wird sehr jung und grün hinter den Ohren sein, man darf sich da keine Wunder erwarten. Sollten wir trotzdem das Playoff erreichen, werden wir natürlich überglücklich darüber sein.

 

In gut drei Monaten geht’s zum Austro-Draft in das Grüne Herz Österreichs. Langjährige GMs wissen, dass die Blue Jackets immer gut vorbereitet sind und vermutlich schon jetzt etliche Draftszenarien simuliert und zigtausende von Plänen zu Recht gelegt wurden. Was kann man Ende Juli erwarten? Nach unseren Gespräch deutet natürlich alles auf einen Stürmer hin – gibt’s da auch den einen oder anderen Namen?

Als Österreicher freut man sich natürlich speziell auf diesen Draft und ich kann es kaum erwarten, meinen erst dritten 1st Round Pick zu verkünden. Natürlich gibt es auch heuer wieder "zigtausend" Pläne und die skurrilsten Szenarien wurden auch schon ausgedacht, um ja für jeden Fall einen Plan B zu haben. Der Draft wird wohl generell sehr offensiv angegangen, v.a. da wir defensiv schon gut dastehen. Auch im Tor werden wir die ein oder andere Option durchleuchten. Die Namen der für uns interessanten Spieler kann ich Ihnen leider nicht verraten.

 

In der letzten Spielzeit operierte die Liga zwischenzeitlich sogar mit vier führungslosen Teams, im Großen und Ganzen „lebt“ die Liga aber. Wo sehen Sie Handlungsbedarf bzw. wie könnte man wieder für eine volle Liga sorgen?

Das ist eine sehr gute Frage und ich denke, wenn sie so einfach zu beantworten wäre, dann hätten wir schon eine volle Liga. Man versucht hier breit gefächert sowohl über "Ich kenne einen, der kennt einen,..." als auch über die Socials und Hockey-News.info für die Liga zu werben und ich denke, viel mehr kann man nicht für das Produkt NFHL werben. Irgendwann werden auch wir wieder mit 30 GM's spielen, bis dahin sollten wir es genießen so wie es ist.