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Q&A Series 2015: Washington Capitals

2015-06-19

Die Washington Capitals beendeten die letzte reguläre Spielzeit „on top“ in der Metropolitan Division, danach folgte aber das sang- und klanglose aus gegen die Pinguine aus Pittsburgh. Ein Lernprozess, wie General Manager Martin Peterhans schmerzlich begreifen musste. Nun steht der Schweizer vor seiner zweiten vollen Saison und spricht über den Platz an der Sonne und die Philosophie hinter seinem Team.

 

Erst seit kurzer Zeit sitzen Sie am General Manager Sessel der Washington Capitals. Am Ende Ihrer ersten vollen Saison holten sie sich mit nicht weniger als acht Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten die Division-Krone in der Metropolitan Division. Wie viel Martin Peterhans steckt in den Caps? Oder würden Sie die Lorbeeren gerne an den vor Ihnen im Amt gewesenen GM weiterreichen?

Natürlich ist das Team größtenteils noch so, wie ich es übernommen habe. Während meiner ersten Off-Season war noch alles neu für mich und ich wollte erst einmal vorsichtig an die Sache rangehen. Aus diesem Grund haben die Capitals in der vergangenen Saison nur wenige Trades durchgeführt, um die Offensive schlagfertiger zu machen und mehr Breite im Pro Team zu erhalten. Dass es dann gleich in meiner ersten vollen Saison zur Divison- bezweiflungsweise Conference-Krone reichen würde, hätte ich nie erwartet. Da haben meine Caps eine tolle Regular Season gezeigt. Leider ist es uns dann in den Play-Offs nicht mehr so gut ergangen.

 

Warum konnte man die herausragende Form der „regular season“ nicht in die Playoffs mitnehmen? Würden Sie hier eventuell mangelnde Erfahrung nennen? Oder ist Ihnen diese Ausrede viel zu einfach. Nennen Sie Gründe, für das Scheitern Ihrer Schützlinge.

Wir haben nach den Play-Offs erstmal alle zusammen die Koffer gepackt und sind in die Ferien. Denn wenn man als Conference Sieger so früh die Koffer packen und muss, ist man logischerweise enttäuscht und eine Analyse könnte noch von Emotionen geprägt sein. Ein paar Wochen später ist das Coaching-Team, sowie das Captain-Gespann zusammengesessen und hat das Scheitern analysiert. Auf der einen Seite dürfte es schon fehlende Erfahrung sein, wie Sie sagen. Aber das kann nicht alles sein, und es darauf zu reduzieren, wäre uns allen zu einfach gewesen. Wir haben die kleinen, einfachen Sachen nicht mehr gemacht. Diese Dinge die im Eishockey so wichtig sind, vor allem in den Play-Offs. In den Play-Offs wollten wir auf einmal noch den bekannten Pass zu viel spielen, oder einen Move mehr zeigen. Die Effizienz und die Special Teams, wo wir während der Regular Season mitunter die besten Quoten der Liga aufwiesen, waren plötzlich katastrophal. Und zu guter Letzt haben die Pens eine wirklich tolle Serie gezeigt. Sie haben es uns über die ganze Serie hinweg nicht erlaubt, wieder zu unserer Spielweise der Regular Season zurückzufinden.

 

Mit 293 Toren waren Ihre Caps jenes Team, welches die zweitmeisten Tore der gesamten Liga geschossen hat. Nicht weniger als vier Akteure kamen auf 30+ Goals. Sehen Sie ihr eigenes Team als strikt offensiv ausgerichtet an oder als eine gute Mischung aus solider Defensive und brennender Offensive? Welche Performance hat Sie ind er abgelaufenen Saison am meisten überrascht?

Ich würde die Capitals nicht als strikt offensiv ausgerichtet betrachten. Nicht nur, dass wir am zweitmeisten Tore erzielt haben, wir haben auch am zweitwenigsten Gegentore erhalten. Deshalb würde ich sagen, dass mein Team eine gute Mischung von Defensive und Offensive aufweist. Es kommt dazu, dass wir während der letzten Saison im Sturm wirklich eine extreme Breite an Topspielern aufzuweisen hatten. Nicht viele Teams können vier Spieler mit 30+ Goals oder 6 Spieler mit 70+ Points aufweisen. Dadurch wird unsere Offensive für jeden Gegner schwieriger zu kontrollieren. Darauf habe ich letzte Off-Season geachtet, und werde es auch dieses Jahr wieder versuchen. Am meisten überrascht hat mich die Performance, die die Caps als Team gezeigt haben. Wenn ich einzelne Spieler herauspicken müsste, würde ich sagen MacArthur (71P,+15), Desharnais (70P,+20) und DeKeyser (31P, +15). Diese drei haben wirklich eine Leistung gezeigt, die man vielleicht in diesem Ausmaß nicht gerade erwartet hatte.

 

Sie sprachen es soeben an - die geringe Anzahl an Gegentoren. Man könnte aber auch sagen "das war ganz alleine Carey Price", der ja eine absolut phänomenale Saison gespielt hat. Wie wichtig ist der Olympiasieger wirklich?

Das ist klar, Carey hat wirklich eine herausragende Saison gespielt und wir haben ihm sehr vieles zu verdanken. Da waren einige Spiele dabei, die wir schlussendlich dank ihm gewonnen haben. Er ist eine extrem wichtige Stütze für das Team. Seine herausragenden Statistiken unterlegen diese Aussage. Aber nicht nur seine spielerischen Aspekte sind Gold wert. Einzelne Akteure können viel befreiter Aufspielen, wenn sie wissen, dass der Kasten von einem wie Carey abgesichert wird. Das ist umso wichtiger, wenn man einen Blick auf das Alter der Verteidiger wirft. Die Caps haben einige noch sehr junge Verteidiger. Sie arbeiten viel und gut mit Carey zusammen und sie versuchen immer von seiner Erfahrung zu lernen.

 

Aus diesen Lobeshymnen könnte man ableiten, dass Price definitiv ein Eckpfeiler Ihrer Franchise ist und keinesfalls in Tradespekulationen auftauchen wird? Gäbe es dein Spieler, die man sehr gerne in der US-amerikanischen Hauptstadt sehen würde?

Obwohl Carey Price ein Eckpfeiler ist, ist auch er tatsächlich schon in Tradespekulationen aufgetaucht. Doch wie man sich vorstellen kann, wäre niemand mit einem Abgang von Carey aus Washington glücklich, daher kostet er auch so einiges. Ich denke die Fans würden mir das nicht so schnell verzeihen. Die Capitals sind aktuell noch auf der Suche nach einem oder sogar zwei Top-6 Forwards. Es gibt aber aktuell keinen Wunschkandidaten, irgendwie müssen wir aber  noch die Abgänge von Brad Richards und Michael Cammalleri kompensieren.

 

Wie will man das machen? Versucht man über Trades an passende Spieler zu kommen oder spielt man Haifisch und taucht ins heuer recht seichte Becken der Free Agency ab?

Nun ja, zuerst einmal werden wir es über Trades versuchen, wir haben ja noch einige wertvolle Picks in der Hinterhand. Nicht, dass wir diese einfach aus dem Fenster werfen werden, aber bei passenden Angeboten könnten wir diese schon zur Verfügung stellen. Wenn wir so nicht erfolgreich sind, müssen wir wohl oder übel mal die UFA's genauer unter die Lupe nehmen. Ich denke auch dort fänden wir die eine oder andere passende Ergänzung für unseren Kader. Aber bis die kommende Saison beginnt, dauert es noch eine Weile und wir werden allfällige Transaktionen in aller Ruhe angehen.

 

Picks – der Draft 2014 fand gänzlich ohne Beteiligung der Washington Capitals statt. Wirft man einen Blick auf den Kader der Caps, so findet man mit Fowler, DeKeyser oder Vasilevski oder durchaus sehr gutes Material für die Zukunft, aber kann man es sich in der Tat leisten, einen ganzen Jahrgang zu verpassen? Der amtierende Champion aus Philly meinte, er richtet den Fokus ganz klar auf den Erfolg des Pro-Teams – sehen Sie das ähnlich? Erfolg im Pro-Team auf Kosten des Nachwuchses?

Nein, was im Draft Jahr 2014 geschah war sicher eine Ausnahme. Da für mich alles noch sehr neu war, konnte ich mich auf andere Dinge konzentrieren. Grundsätzlich finde ich es durchaus wichtig talentierte Prospects in den eigenen Reihen zu haben. Letzte Saison wurde der Draft und einige talentierte Spieler auf Kosten des Pro Teams aufgegeben. Aber das wird sicher nicht jedes Jahr der Fall sein. Obwohl eine Franchise schlussendlich an den Erfolgen des Pro-Teams gemessen wird. Doch einen langfristigen Erfolg wird auch nur durch eine gezielte Nachwuchsarbeit garantiert.

 

Was erwartet man sich als „sophomore“ von der kommenden Spielzeit? Die Caps standen bisher ein einziges Mal im Finale der NFHL und mussten sich dort den Chicago Blackhawks beugen. Welche Hebel müssen Sie betätigen, um einen 1st Round Exit zu vermeiden?

Das ist eine gute Frage. Ich habe mir über die kommende Saison noch nicht zu viele Gedanken gemacht, da er Kader noch nicht vollständig steht. Das Ziel der Capitals ist es aber auf jeden Fall wieder in die Play-Offs zu kommen. Wenn wir die Play-Offs erreichen, dann ist alles offen, die Karten werden neu gemischt und verteilt, das hat man auch in dieser Saison gesehen. Natürlich wollen wir dann so weit wie möglich kommen. Aber das ist noch Zukunftsmusik und wir müssen erst einmal schauen, dass wir die Play-Offs erreichen.

 

Die „Metro“ haben Sie im Vorjahr dominiert – rechnen Sie auch heuer wieder damit? Wer könnte Ihnen in der Division, aber auch in der Eastern Conference gefährlich werden bzw. welche Teams sehen sie in der obersten Tabellenregion?

Ich rechne ehrlich gesagt nicht damit, dass wir die Division wieder dominieren werden. Meiner Meinung nach ist das die ausgeglichenste und stärkste Division der NFHL. Nur schon mit den wenigen Abgängen, die wir bereits haben wird es schwierig werden in dieser Division zu überleben. Es werden wieder die üblichen Verdächtigen vorne mitspielen. In der Conference unter anderem sicher die Boston Bruins. In der Metropolitan Division ist es sehr schwierig zu sagen. Da sind wirklich einige Top Teams dabei, unter anderem ja auch der neue Stanley Cup Sieger.

 

In der Liga gibt es zig Teams die sich im Rebuild befinden. Es macht den Eindruck, als gäbe es kein Mittelfeld – entweder man spielt ganz Oben mit, oder man will zwanghaft den bestmöglichen Pick ergattern. Wie schätzen Sie diese Thematik ein? Welches, der zurzeit sich im Rebuild befindenden Teams, wird Ihrer Meinung nach in Zukunft eine wichtige Rolle spielen?

Ja, diesen Eindruck habe ich in meiner ersten Saison auch erhalten. Ich denke, dadurch war es auch einfacher für die Caps oben mitzuspielen. Es ist eine sehr komplizierte Thematik. Einerseits sehe ich die Überlegung hinter einem totalen Neuanfang. Man hat die Hoffnung, so bis ganz nach oben zu kommen. Andererseits finde ich hat es durchaus auch negative Aspekte. Die Fans haben sicher keine Freude, wenn man eine oder mehrere Saison "nur" verliert und am Tabellenende herumgurkt. Zudem ist es für die aktuellen Spieler im Kader auch nicht wirklich zufriedenstellend. Und zu guter Letzt kann man ja einfach nur hoffen, dass die gedrafteten Spieler dann wirklich auch einschlagen. Man kann ja auch mal in die Sch****e greifen. Ich denke Dallas hat es mit den Picks für die kommende Saison sehr gut getroffen. Obwohl sie den 1st overall noch abgegeben haben, haben sie den Pick meiner Meinung nach recht gut Verkauft. Und mit Jack Eichel kommt ein Weltklasse-Spieler nach Dallas. Da bin ich mal gespannt, ob sich der Rebuild auszahlt.

 

Wie zu Beginn erwähnt sind sie im Vergleich zu vielen anderen GMs, die schon jahrelang die höchsten Management-Posten bekleiden, ein „Newbie“. Wie waren die ersten Monate? Wie ist es für einen kompletten Neueinsteiger? Gabs Momente in denen Sie am liebsten wieder hingeschmissen hätten, oder gab es von Kollegen immer wieder sinnvolle und wichtige Ratschläge?

Die ersten Monate waren nicht sehr speziell, da ich ja gegen Ende einer Saison die Caps übernommen habe, und die Trade Deadline schon verstrichen war. Speziell war es dann als ich endlich mal in die ganze Maschinerie eingreifen konnte und erste Trades durchgeführt habe. Ich habe das Gefühl, dass Newbies in der Liga sehr gut aufgenommen werden. Und bei irgendwelchen Problemen wird stets geholfen. Deshalb hatte ich auch nie das Gefühl auf verlorenem Posten zu stehen. Und somit hat es auch nie einen Grund gegeben gleich wieder aufzuhören.

 

Sie selbst stehen ja auch aktiv auf dem Eis. Man könnte meinen, „Spieler“ können „Spieler“ immer am besten beurteilen. Wenn man in Draftguides vertieft ist, sich durch Scouting-Reports quält, ist es manchmal von Vorteil, wenn man wirklich vom Fach ist und gewisse Dinge vielleicht anders sieht als andere? Ist es ein Vorteil, dass Sie ihr Hobby indirekt mit dem Business-Aspekt verbinden können?

Es ist korrekt, dass man als Spieler auf andere Dinge achtet. Man erkennt vielleicht einige Details besser oder schneller, als Leute die nicht Eishockey spielen. Ich denke, dass einem als Eishockeyspieler die kleinen Dinge auffallen. Das kann natürlich ein Vorteil sein, muss es aber nicht, denn ein geübter neutraler Zuschauer würde allenfalls objektiver urteilen. Die Draftguides und Scouting-Reports sind ja mittlerweilen so detailliert, dass auch ein Laie die richtige Wahl bei einem Draft treffen könnte. Es geht viel mehr darum, herauszufinden, was für ein Typ Spieler am besten in die Mannschaft passen könnte. Es ist wie eine Art Puzzle, wo man versucht das fehlende Stück zu finden. Ich hatte in diesem Frühling die Möglichkeit an der U18 WM Statistiken zu machen, dadurch habe ich natürlich einen tollen Einblick auf die Spieler des kommenden Draftjahres erhalten. Dadurch erhoffe ich mir schon einen kleinen Vorteil ;P