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Q&A Series 2015: Philadelphia Flyers

2015-06-12

Bereits vier Saisonen schwingt nun General Manager Wolf Müller sein Zepter in der US-amerikanischen Stadt Philadelphia. Vier Jahre, in denen der sympathische Deutsche den Flyers ein völlig neues Gesicht verpasst hat. Die kosmetischen Eingriffe führten heuer zum ganz großen Wurf – GM Wolf spricht über das Grundgerüst der Flyers, die obersten Etagen und wie er versuchen wird, auch das Fundament in Zukunft zu stärken.

 

Stanley Cup Champions der NFHL Saison #17 – wie hört sich das an? Wie waren die letzten Stunden für den Architekten der Meistermannschaft? Für den „Schöpfer“ jenes Teams, welches den ersten Stanley Cup in die Stadt der brüderlichen Liebe gebracht hat?

Es hört und fühlt sich jeden Tag besser an! Ein unglaublich tolles Gefühl! Dafür haben wir alle lange und hart gearbeitet - einen einzelnen Architekten oder Schöpfer kann es bei so einem Teamsport nicht geben. Direkt nach dem Spiel war natürlich Feiern angesagt! Das ging in der Kabine mit dem obligatorischen Trunk aus dem Pott los und danach noch ein paar Stunden weiter. Ich weiß gar nicht, wann und ob der letzte Spieler ins Bett gegangen ist, aber das haben sie sich alle verdient. Wir konnten unseren Rückflug auf den nächsten Morgen umbuchen, um diesen großartigen Triumph ausgiebig mit der Mannschaft und dem Trainerteam feiern zu können. Die letzten Stunden waren aber schon wieder organisatorische Arbeit. Wir wollen schließlich auch unseren Fans, die uns so genial durch diese Saison getragen haben, danken und ihnen den Cup präsentieren. Der Empfang am Flughafen war schon ein guter Vorgeschmack auf die anstehende Party. Wie Sie schon sagten: Es ist das erste Mal, dass der Stanley Cup nach Philadelphia kommt! Darauf haben hier sehr viele Leute sehr lange gewartet. Jetzt wollen wir den Triumph gemeinsam feiern!

 

Als Sie vor einigen Jahren die Flyers übernahmen, hatte das Team eine schwache 67-points-campaign hingelegt. Das Zepter wurde an Sie übergeben und sofort war ein massiver Punktezuwachs der Fall – getoppt mit den 102 Punkten in der abgelaufenen Saison. Wie sind solche recht großen Sprünge zu erklären?

Um diese Frage zu beantworten, muss ich etwas ausholen.

Das Team war zum Zeitpunkt meines Amtsantritts bereits am Anfang eines Umbauprozesses. So wurden beispielsweise junge Spieler wie TJ Brodie, Nazem Kadri oder Lance Bouma verpflichtet und ältere, wie Niklas Lidström, abgegeben. Als ich in NFHL#14 meinen Posten angetreten bin, musste dieser Wandel fortgesetzt werden. Gleich zu Beginn meiner Amtszeit konnte ich Corey Crawford nach Philly lotsen – ein absoluter Glücksgriff! Davon profitieren wir heute noch! Zudem konnten wir in der ersten Saison durch ein paar Trades und Free-Agent-Signings ein Team zusammenstellen, das 91 Punkte erzielte und die zweite Playoff-Runde erreichen konnte. Damit hatte nach der schwachen Saison in NFHL#13 niemand gerechnet. In meiner zweiten Saison wurden dann weitere Grundsteine für den heutigen Erfolg gelegt. Evgeni Malkin, Max Pacioretty, Tyson Barrie, Niklas Hjalmarsson, Matt Read und Johan Franzen konnten verpflichtet werden. Diese Jungs sind enorm wichtig für das Team. Leider erfolgte in NFHL#15 ein Einbruch auf 83 Punkte, der auf die mangelnde Konstanz im Defensivbereich zurückzuführen war. Danach haben wir gehandelt und uns auch auf der Trainerposition verstärkt. Jack Capuano ist ein absoluter Gewinn für die Flyers. Das wissen wir nicht erst, seit der Meisterschaft.

Vor NFHL#16 lag der Fokus dann auf der Verstärkung der Defensive. Auch hier hatten wir das notwendige Glück auf unserer Seite und konnten Zdeno Chara zu den Flyers holen. Ein Spieler der auf und neben dem Platz ein Vorbild gerade für die jüngeren Spieler darstellt. Hinzu kamen Travis Hamonic und Dalton Prout sowie im Sturm Joel Ward. Leider hat es in dieser Saison mit 95 Punkten knapp nicht für die Playoffs gereicht, aber wir haben gesehen, dass wir auf einem guten Weg sind.

Diese Saison haben wir uns nochmals gezielt auf den Center- und Verteidiger-Positionen verstärkt. Mike Richards und Paul Gaustad waren wichtige Bausteine für Jack Capuano. Andrei Markov konnte gesignt werden und später kamen dann noch Kyle Turris und Alec Martinez aus Phoenix hinzu. Als Ergebnis stehen mit 102 Punkten ein neuer Franchise-Rekord und der erste Stanley-Cup-Sieg der Flyers-Geschichte. Eine bessere Bestätigung unserer Arbeit kann es nicht geben!

Der Sprung von 67 auf 102 Punkte ist also das Ergebnis eines vierjährigen Prozesses, der auf viele Veränderungen im Team zurückzuführen und auf viele Schultern verteilt ist, und der auch Rückschläge wie in der schwachen Saison NFHL#15 oder dem knappen Verpassen der Playoffs in NFHL#16 beinhaltete. Insgesamt haben wir es aber geschafft, uns immer wieder punktuell weiter zu verstärken und so ein hervorragend funktionierendes Team aufzustellen.

 

Eine sehr starke Analyse, in der aber eines fehlt – der eigene Nachwuchs. Man hat sich ein starkes Team zusammengetradet und dafür die Jugend der Franchise aus dem Fenster geworfen. Wird dies nun weiterhin der Fahrplan in Philly sein? Oder wird es in naher bis mittelfristiger Zukunft auch den Blick in Richtung „Eigenaufbau“ geben?

Auf diese Frage habe ich gewartet. Natürlich ist es richtig, dass wir uns sehr stark auf die NFHL-Mannschaft konzentriert haben und viele Draft-Picks und Prospects für die Verbesserung der Mannschaft „geopfert“ haben. Auf der anderen Seite haben wir durchaus auch den einen oder anderen Spieler in die erste Mannschaft integrieren können. Ich habe Bouma, Kadri, Brodie und Barrie bereits genannt. Dazu gehört natürlich auch Brandon Saad, der sich zu einer festen Größe entwickelt hat. Gerade haben wir mit Kapanen, McKeown und Paquin-Boudreau wieder drei sehr interessante junge Spieler gesignt. Im Farmteam in Sherbrooke sind hungrige junge Spieler wie Ferland, Reinhart, Wotherspoon, Erixon, Manning und Ortio, die alle vor dem Sprung ins Team der Flyers stehen. Es gibt mit Sicherheit Teams, die deutlich mehr Augenmerk auf die eigene Nachwuchsarbeit legen und wir werden hier zukünftig auch wieder vermehrt investieren, aber das erste Team genießt nach wie vor höchste Priorität. Ich denke, der Erfolg in dieser Saison bestätigt unser bisheriges Vorgehen in dieser Hinsicht.

 

Nur wann? Im heurigen Draft sind sie nicht vertreten – alle Picks wurden vor Tagen nach Los Angeles getradet. Hatte man heuer keine Lust? Will man sich in diesem Sommer ihm Ruhm des Sieges sonnen? Wie es aussieht, will Philly auch in der Saison #19 nochmal Vollgas geben und den Draft bzw. die „Bauarbeiten“ im Nachwuchsbereich gekonnt ignorieren.

Dieses Jahr werden wir nicht beim Draft vertreten sein. Wir haben diese Picks bereits in Spieler investiert, die uns dieses Jahr zum Stanley Cup Sieg verholfen haben. Die diesjährigen Picks haben Hamonic, Prout, Richards, Gaustad, Martinez und Turris nach Philly gebracht. Sie alle waren ein wichtiger Teil des Erfolgs. Wir werden diesen Sommer natürlich ganz besonders genießen. Die Spieler werden den Cup in ihre Heimatorte mitnehmen und wir werden auch nochmal ein Mannschafts-internes Saisonabschlussfest feiern. Gleichzeitig werden wir den Draft natürlich verfolgen und uns der neuen Herausforderung stellen, ein schlagfertiges Team für die Mission „Titelverteidigung“ zusammen zu stellen. Für die nachfolgenden Jahre haben wir noch alle Picks und werden immer wieder junge Spieler in das Team integrieren. An meiner Philosophie, den Fokus auf die erste Mannschaft zu richten, werde ich aber festhalten.

 

Integration – ein gutes Stichwort. Wir Sie auch selbst sagen, besteht ihr Team aus vielen „zugekauften“ Spielern. Wie ging das Management an Philly hier an die Thematik heran? Wurden Ratings akribisch zerlegt und analysiert oder folgte der GM seinem Bauchgefühl? Wenn sie ein Zünglein an der Waage nennen müssten – welche Personalie bzw. welcher Trade hat ihnen den Cup beschert?

Ich glaube die Mischung aus Bauchgefühl und akribischer Arbeit ist hier der Schlüssel. Die Spieler müssen von ihrem Leistungspotential ebenso ins Team passen wie charakterlich. Wir haben uns mit jedem unserer Neuzugänge ausgiebig beschäftigt. Dabei habe ich mir gerade zu Beginn meiner Tätigkeit auch häufig den Rat von erfahrenen Kollegen eingeholt. An dieser Stelle hierfür auch nochmal ein großes Dankeschön! Die Entscheidungen habe ich aber letztendlich zusammen mit dem Trainerteam getroffen. Eine einzelne Verpflichtung zu nennen ist hier nicht möglich, ich will es mal auf vier beschränken. Erstens: Die Verpflichtung von Corey Crawford. Corey ist unsere klare Nummer eins, das hat er von Anfang an bewiesen. Dazu kam er von der Waiverliste und war damit „günstig“ im Einkauf. Zweitens: Die schlechte Saison #13 und das Losglück hatten uns im Draft #14 den 1st Overall Pick eingebracht. Über Umwege hat es uns dieser Pick ermöglicht, Evgeni Malkin zu verpflichten. Nicht zuletzt mit seinen acht Scorerpunkten in der Finalserie hat er seinen unmessbaren Wert für das Team gezeigt. Insgesamt sprechen seine 257 Punkte in 232 Spiele eine deutliche Sprache. Drittens: Mit der Verpflichtung von Zdeno Chara haben wir nicht nur unsere Abwehr gestärkt, sondern auch einen tollen Charakter in die Mannschaft geholt. Zdeno war zu Recht der Kapitän des Teams und hat entscheidenden Anteil an diesem Titel. Und viertens: Paul Gaustad. Er kam vor dieser Saison zu uns und hat überwiegend in der dritten und vierten Reihe sowie im Penaltykilling gespielt. Sein fantastisches Bullyspiel, seine Einsatzbereitschaft und Rolle als Vorbild für die jungen Spieler haben unserem Team enorme Stabilität verliehen und den jungen Spielern bei ihrer Entwicklung geholfen. Ich könnte hier noch beliebig viele weitere Namen aufzählen, denn alle, Spieler wie Trainer, haben einen super Job gemacht und sich diesen Titel verdient.

 

In der nächstjährigen Offseason werden nur zwei Spieler ihres derzeitigen Pro-Kaders ohne Vertrag dastehen – Joel Ward und Eric Nystrom. Schlussendlich warten aber nicht weniger als acht Akteure auf neue Arbeitsverträge. Geben Sie einen Einblick in die Zukunft der Flyers – wird man mit dem identen Team auflaufen, oder darf man reges Treiben am Trade-Markt erwarten?

In der gegenwärtigen Feierlaune würde ich am liebsten sofort mit allen Spielern verlängern! Aber wir werden bereits in diesem Sommer einige Veränderungen zu erwarten haben. Die Verträge von Chara, Franzen und Gaustad laufen aus und diese Spieler werden UFAs. Wir würden sie gerne halten, aber dafür wird unser ganzes Verhandlungsgeschick notwendig sein. Für die kommende Saison laufen bisher nur die beiden genannten Verträge aus. Bei den anderen Spielern haben wir die Möglichkeit sie abhängig von ihrer Leistungsentwicklung zu verlängern. Machen die Jungs weiter so, dann werden wir sie natürlich zu halten versuchen. Wenn es uns nicht gelingt, die auslaufenden UFA-Verträge zu verlängern, werden wir zusätzlich zum UFA-Markt natürlich auch auf dem Trade-Markt aktiv werden. Da sind wir immer für Angebote offen, schließlich haben wir ja insgesamt sehr gute Erfahrungen aufzuweisen. Ich sehe uns gegenwärtig in der Abwehr und auf den Center- und Torhüterpositionen sehr gut aufgestellt, deshalb sind keine übermäßigen Trade-Aktivitäten zu erwarten. Das war ja auch in der Vergangenheit so. Lediglich nach einem Backup und einem torgefährlichen Winger werden wir Ausschau halten. Jonas Gustavsson hatte zuletzt sehr viel Verletzungspech und wir müssen uns hier breiter aufstellen, um ihm die Zeit zur vollständigen Genesung zu geben. Und den möglichen Abgang von Johan Franzen, der diese Saison 33 Tore für uns erzielt hat, zu kompensieren, wird schwierig genug werden. Insgesamt wird sich das Gesicht der Flyers also schon etwas verändern, aber der Kern der Mannschaft wird weiterhin – hoffentlich auch so erfolgreich – zusammen spielen.

 

Gibt es für Sie Spieler, die Sie sehr gern im Dress der Flyers sehen würden? Jeder General Manager hat ja so seine Lieblinge und wünscht sich insgeheim, dass man diese einmal im eigenen Tea begrüßen darf.

Natürlich gibt es solche Spieler – und sie alle stehen bereits für die Flyers auf dem Eis! Im ernst, ich bin grundsätzlich davon überzeugt, dass in einem Mannschaftsport wie Eishockey ein funktionierendes Team mit einem breiten Spektrum individueller Fähigkeiten die besten Chancen über eine so lange Saison wie in der NFHL hat. Klar gibt es Spieler, die mich besonders interessieren, aber diese „funktionieren“ auch nur so gut, wie es das Team ermöglicht.  Da Sie aber sicher nicht locker lassen werden, bis ich Ihnen Namen nenne, hier ein paar: Phil Kessel, Joe Pavelski, Johnny Gaudreau, Jonathan Toews oder Matt Duchene. Ein bunter Mix, ich weiß, aber jeder dieser Spieler hat eine unglaubliche individuelle Klasse, die für jedes Team von großem Wert ist. Dass die genannten alles Offensivspieler sind, bedeutet nicht, dass ich nicht auch Verteidiger nennen könnte. Die Liste würde dann aber einfach nur länger und einen Wunschzettel erfüllt ohnehin nur der Weihnachtsmann.

 

Nach einigen Saisonen konnten Sie sich nun schon einen Überblick über die gesamte Liga machen. Man spricht oft von der Überlegenheit von einzelnen Divisions bzw. von Conference A ist besser als Conference B. Zusätzlich ist es klar erkennbar, dass einige Teams über einen langen Zeitraum weit oben stehen, während andere seit Jahren im Keller herumdümpeln. Wie analysiert GM Wolf die Qualitäten der einzelnen Gruppierungen und mit welchen Teams rechnet er in Zukunft?

Wenn man sich den Endstand der letzten Saison ansieht, dann erweckt es schon den Eindruck, dass der Osten gegenwärtig stärker ist als der Westen. Schaut man sich dagegen die Cup-Sieger der vergangenen vier Jahre an, dann sind je zwei Sieger aus den beiden Conferences zu finden. Der Weg bis ins Finale scheint gegenwärtig im Osten schwieriger, aber die Topteams sind insgesamt gleichauf. Der Weg dorthin ist aber einfach lang. Die Teams, die heute im Keller stehen, befinden sich überwiegend in einer Phase des Neuaufbaus, da darf man aktuell noch nicht zu viel erwarten, aber für die Zukunft sind hier einige spannende Entwicklungen zu erwarten. Beste Beispiele hierfür sind die Stars und die Coyotes. Beide Teams werden bald wieder eine große Rolle spielen. Teams mit einem höheren Altersdurchschnitt – wie auch unser Team – müssen da auf der Hut sein. Diese Liga befindet sich in einem ständigen Wandel und ist von so vielen Faktoren abhängig, dass es insgesamt schwierig ist, in die Zukunft zu blicken. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass an allen Standorten und vor dem Hintergrund der jeweiligen Konstellationen hervorragende Arbeit geleistet wird.

 

Sie sprachen zu Beginn die Freude und den Spaß an der Liga an. Eine Floskel, die man in vielen Interviews bisher lesen konnte. Nennen Sie Fakten – was funktioniert gut? Was gefällt? Was muss man hervorheben – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne?

Wie gerade schon gesagt, wird in der ganzen Liga super gearbeitet. Die GMs sind mit ganzem Herzen dabei und auch die Ligaleitung macht eine phantastische Arbeit. Gerade der Ligaleitung kann man nicht genug für ihre Arbeit danken. Das ganze System funktioniert einfach – und da macht es Spaß, ein Teil davon zu sein. Auch der Austausch untereinander ist aus meiner persönlichen Sicht mehr als gut. Ich habe anfangs häufiger die „alten Hasen“ um Rat gefragt und habe dabei immer sehr ausführliche und ehrliche Aussagen bekommen. Das hat mir ungemein geholfen und ich nutze diesen Weg immer noch sehr gerne. Auch die Verhandlungen laufen sehr angenehm ab, da wird natürlich gepokert und gerungen, aber immer in einem sehr fairen Umgang miteinander. Wenn das so bleibt, dann werde auch ich noch lange dabei bleiben! Und wenn ich dann auch noch den Cup mit nach Hause nehmen darf erst recht!