Q&A Series 2015: Dallas Stars
2015-05-09Die Dallas Stars - Playoff-Konstante der letzten Jahre, heuer das punktschlechteste Team der Liga. Mit klugen Trades steht General Manager Michael Koch nun vor einem der wichtigsten Tage seiner NFHL Karriere - den Heimdraft im westfälischen Ahlen, wo Dallas gleich drei der ersten fünf Pick in der Hand hält. Markiert dieses Eregnis einen Schlüsselmoment in der Stars-Franchise?
Drei Mal die Chance auf den 1st Overall und zum dritten Mal wurde die Lottery von einem anderen Team gewonnen – glücklicherweise von einer Franchise, deren 1st Rounder in Ihrem Besitz ist. Ist man in Dallas so auf Verlieren eingestellt, dass man das auch bei der Lottery weiterführt?
Das ist nicht ganz richtig. Richtig sind zwei Niederlagen beim "Kampf" um den 1st ov, die mich an Position 2 haben ziehen lassen. In einem Jahr hat der Dallas-Pick die Lottery gewonnen, aber wir waren nicht mehr im Besitz des Picks. In dem Jahr sind wir unheimlich gut in die Saison gestartet, haben völlig blauäugig versucht das Team aufzuwerten. Mission nicht geglückt. Es ging anschließend steil bergab. Taylor Hall wäre sonst wohl nicht da wo er jetzt ist.
Nun hat es aber geklappt – beim Heimdraft in Ahlen werden die Dallas Stars an den Positionen 1, 2 und 5 ziehen. Oder doch nicht? Spielt man in „Lone Star State“ mit dem Gedanken, einen der Picks auf den Markt zu werfen?
Die Ausgangssituation ist natürlich sensationell. Andererseits haben wir aber auch völlig blank gezogen und Spieler wie Matt Duchene, Erik Karlsson oder Kevin Shattenkirk abgegeben. Nun sind wir tatsächlich in der günstigen Situation drei Mal sehr früh zu ziehen. Nun ist die Lottery erst eine Woche her. Erst jetzt haben wir die Gewissheit wann wir dran sind. Die Presse fordert McDavid und Eichel. Aber ich entscheide wer es wird. Die Gedanken, ob oder wen wir an 1 und/oder 2 ziehen werden, sind recht weit fortgeschritten, wird uns von der Presse auch sehr aufgedrängt. Aber letztlich muss ich es entscheiden und auch den Kopf hinhalten. Ich sage mal so, dass der Draft 2015 eine sensationelle Gelegenheit für den Club ist, sich qualitativ sehr gut und breit aufzustellen.
Sind Sie erleichtert, dass es „so gut gelaufen ist“ und sie diese tollen Picks in der Hinterhand halten? Es hätte ja auch ganz anders kommen können – andere Teams erreichten in den vergangenen Jahren mit solch einem Kader die Playoffs.
Sie sprechen sicher die Picks von Tampa und Columbus an. Unseren eigenen Pick habe ich natürlich weit vorne gesehen mit dem Kader, den unser Coach zur Verfügung hatte. Das die beiden anderen Picks sow eit vorne landen, war in dieser Form nicht zu erwarten. Aber wie heißt es so schön, das Glück ist mit dem Tüchtigen. Sie haben aber vollkommen Recht, es stimmt mich nicht unzufrieden.
Sehen Sie den kommenden Draft als den wichtigsten Tag, dass wichtigste Ereignis Ihrer GM-Karriere an? Seit Monaten, häufen sich Berichte und Aussagen über die Qualität der Top-Spieler – sogar von „generational talents“ wird gesprochen. Ist man in Dallas auf den Hype-Train aufgesprungen?
Nein, das sehe ich nicht so. Es gab wichtigere Tage in meiner bisherigen GM-Karriere. Beispielsweise als der Club von der Fast-Pleite finanziell auf fruchtbarem Boden gehievt wurde, als wir unter meiner Leitung erstmals die Playoffs erreicht haben oder als wir im Vorjahr erstmals den Division-Titel erreichen konnten, uns nach einem fulminanten Schlussspurt an Chicago vorbeisiegten. Der Draft 15 ist verdammt wichtig ja, aber nicht der wichtigste Tag hier bei den Stars. Hype würde ich nicht sagen, aber vorne erwartet uns verdammt viel Potential an jungen Spielern. Diese dann in unseren Reihen zu haben ... darauf freue ich mich schon heute.
Dennoch wird dieser Tag über die sportliche und folglich auch finanzielle Zukunft der Stars mitentscheiden. Sie sind nun in der außerordentlich glücklichen Lage, viele Optionen, mehrere Variante, einige Wege abzuchecken. Konkret – ist man in Dallas auch bereit über diese drei Top-Picks zu verhandeln?
Wollen Sie konkret von mir hören ob McDavid und Eichel in Dallas landen?
Namen sind nicht so wichtig, vielmehr interessiert uns, ob man in Dallas ein offenses Ohr bezüglich der Picks 1, 2 und 5 hat.
Man sollte immer offene Ohren haben. Wer weiß welche Optionen sich daraus ergeben können. Es ist aber zu früh um strategische Vorhaben heute kund zu tun. Fakt ist, dass wir zusätzlich verdammt viel Potential in unseren Reihen haben werden nach dem Draft.
Die Saison #17 markierte auch die erste Saison seit Langem, in dem die Texaner NICHT in das Playoff der National Fantasy Hockey League kamen. Auch wenn diese Top-Picks ein bisschen entschädigen – jeder der Sie kennt weiß, dass Sie ein sehr ehrgeiziger Mensch sind – nervt es Sie? Wie ging die Fanbase mit solch einem rapiden Leistungsabfall um? Versteht man den Weg?
Ja, den versteht man hier auf jeden Fall. Als ich damals in Dallas anfing war der Club völlig am Boden. Laufende Verträge mit horrenden Gehältern schwacher Alt-Stars, das Konto schlitterte gen Null, Fans blieben aus. Drei Jahre hieß es Neuaufbau ohne Playoffs. Erst in der vierten Saison erreichten die Stars unter meiner Leitung wieder die Playoffs. Aber, wir waren gesund und das sind wir auch heute noch. Es war jedoch unabdingbar noch einmal den Schritt zurück zu machen. Die Fans haben den Division-Titel in Runde 16 gefeiert wie den Titel. Wir waren zudem offen, haben unseren Rebuild angekündigt und umgesetzt. Trotzdem haben die Fans uns kräftig unterstützt. Sie freuen sich mit uns auf die Dallas Stars von morgen. Ich komme auch langsam in ein Alter, in dem ich nicht mehr vom Ehrgeiz zerfressen bin, wie zum Beispiel Kollege Michalski in San Jose. Schauen Sie mal rüber zu meinem Schulfreund. Er will und lebt Erfolg. Aber zu welchem Preis?
Die Dallas Stars von morgen – wie werden die aussehen? Welches Make-Up wird das Team Ihrer Vorstellung nach in einigen Jahren haben? Wann kann man als Anhänger Ihres Teams mit einem konkurrenzfähigen Team rechnen?
Bunt. Es wird ein bunter Haufen von talentierten Spielern sein, die sich voll in den Dienst des Teams stellen werden. Ich bevorzuge das starke Kollektiv. Superstars helfen einem Team weiter, aber garantieren sie auch Titel? Ich denke nicht. Ich denke auch nicht, dass man es beziffern kann, wann wir wieder konkurrenzfähig sind. Aber, der Rebuild soll keine Jahre andauern, wir wollen möglichst schnell wieder oben mitspielen. Trotzdem werden die jungen Spieler Zeit in ihrer Entwicklung Zeit brauchen.
Die jungen Spieler – blickt man auf die Depth Chart, so findet man vermutlich drei zukünftige Fixbestandteile ihres Teams. Mit dem Stürmer William Nylander und den drei Verteidigern Madison Bowey, Rasmus Ristolainen und Anthony DeAngelo haben Sie schon einen Mini-Kern in der Tasche. Werden Sie in der nahen Zukunft Ihren Fokus auf bestimmte Positionen des Kaders legen?
Rein vom Draft werden wir in der Abteilung Offensive die Depth Chart kräftig auffüllen, aber auch die Defensive nicht vergessen. Beide Mannschaftsteile sollen bestenfalls drei Blöcke von hoher Qualität bilden und später im Pro-Team den Angriff starten.
Beide Mannschaftsteile? Man vergisst in Dallas einfach so auf die Torhüter?
Nein, die werden wir niemals vergessen. Aber auf den Draft bezogen, fokussieren wir uns auf Abteilung Attacke und Abwehr.
Das heißt, man ist in naher Zukunft mit den vorhandenen Goalies vollends zufrieden? Kann Philipp Grubauer der so wichtige #1 Goalie sein, den Dallas in ein paar Jahren braucht?
Darcy Kuemper und Philipp Grubauer haben unheimlich hohes Potential. In der abgelaufenen Saison haben sich die beiden den Posten des #1 Goalies geteilt und viel Lehrgeld zahlen müssen. Geht ihre Entwicklung jedoch so weiter, glaube ich fest daran, dass beide Spieler das Zeug haben die erste Meisterschaft nach Dallas zu holen...irgendwann.
Wo soll die Reise hingehen? Hat man in Dallas fixe „Milestones“ die bis zur Saison XY erreicht werden müssen, oder hat man nun alle Zeit der Welt? Haben Sie Vertrauen darin, dass viele der derzeit bei ihnen engagierten Spieler auch in der Zukunft eine tragende Rolle spielen werden?
Ich genieße in Dallas viele Freiräume, muss keine zeitlich fixierten Milestones erfüllen, bin aber dann doch noch so ehrgeizig Ziele zu haben. Mein Ziel ist es einmal den Cup in den Händen zu halten - als Gewinner. Diesen dann noch verteidigen. Grundsätzlich habe ich hohes Vertrauen in unsere Spieler, weiß aber auch, dass es immer wieder, auch zum Teil überraschende Leistungsabfälle geben wird. Andersrum entwickeln sich einige Spieler auch sehr spät. Ich bin aber überzeugt, dass wir schon jetzt Spieler im Kader haben, die in wenigen Jahren eine große Rolle in der NFHL spielen werden.
Und kommendes Jahr? Welche Erwartungen hat man für die Spielzeit #18? Die achte unter Ihrem Regime?
Wir wollen weg von den unteren Rängen, einige junge Spieler an die NFHL heranführen und unsere fantastischen Zuschauer begeistern. Wir gucken mal was kommt.
Sie dürfen „Gott“ spielen und drei beliebige Spieler aus der Liga zu Ihrem Team holen. Wer würde kommendes Jahr in „Big D“ übers Eis flitzen?
Ich habe früher aus einer Tasse meinen Kakao getrunken, da stand geschrieben: Michael der Göttliche. Jetzt bin ich es endlich! Ich spiele da gerne mit und stelle Patrick Roy ins Tor. Ray Bourque würde die Defensive aufhellen und Mario Lemieux würde die gegnerischen Goalies verzweifeln lassen. Alternativ dürfte das auch Wayne Gretzky übernehmen.
... und wenn man aktuelle, aktive Spieler nehmen "müsste"?
Das ist eine weit schwierigere Frage, zumal viele gute Spiele auch bei uns schon aktiv waren, die nun oder noch immer eine gute Rolle spielen. Dann sage ich Connor McDavid, Jack Eichel und Noah Hanifin.
Sieben Jahre halten Sie nun schon das Zepter im Süden der USA in der Hand. Wie fällt ein Resümee über diesen Zeitraum aus? Was wünscht man sich in Dallas hinsichtlich des eigenen Teams aber auch bezüglich der Entwicklung der gesamten Liga?
Die Zeit in der GFHL/NFHL war bislang sehr spannend und ereignisreich. An und in dieser Liga arbeiten viele leidensfähige, freakige und nette Menschen. Ich habe noch die Spaltung der GFHL miterlebt, aus der sich die NFHL gründete. Dieser Schritt damals war sehr wichtig, weil ich glaube, dass ich sonst kein GM der Dallas Stars mehr wäre. Und viele andere auch nicht mehr dabei wären. Ich sehe auch der Entwicklung positiv entgegen. Auch wenn es ruhiger abläuft als in früheren Jahren - ein Beleg dafür, dass alle älter werden. Die Ligaleitung hält passenderweise die Zügel straff. Das ist ein elementarer Baustein des Gerüsts dieser Liga. Die Liga lebt und ist gesund. Schade, dass mit Daniel ein äußerst netter GM die Liga verlassen wird.
Auch meine Zeit war sehr ereignisreich. Natürlich hätte ich den anfängliche Rebuild länger durchziehen können, aber ich wollte nach drei Jahren tabellarischem Kellerstaub endlich wieder Licht sehen und ich kann Ihnen sagen, dass es ein geiles Gefühl ist in den Playoffs zu spielen. Unvergessen die Duelle gegen Chicago oder Anaheim. Vor allem in Saison #15. Zwei Mal gegen Gerd und seine Sharks in Folge ausscheiden zu müssen.....ganz, ganz bitter. Aber ich bin zufrieden mit den bisher erreichten Leistungen des Teams. Meine sportlichen Ziele habe ich bereits angesprochen, zudem möchte ich im Kader mehr Kontinuität hereinbringen. So wie es die Ducks auch geschafft haben. Trotzdem wird es immer wieder big deals geben, da bin ich mir sicher. Das macht es aber auch so spannend.
Ich freue mich jedenfalls auf den Draft und auf das Team was sich in der Folge bilden wird.
Abschließend eine pikante „Frage“: vor wenigen Tagen ist in einem sozialen Netzwerk ein Foto ihrer „Haarpracht“ aufgetaucht. Ein Kollege lässt fragen, ob diese auf das nervenaufreibende Drama bezüglich des 1st Overall Picks zurückzuführen ist.
Haha, da kann ich Ihren Kollegen beruhigen. Mit dem Draft hat es nichts zu tun. Eher damit, dass es früher immer hieß wenn man ein spannendes Spiel verloren hatte, dass es zum Haare raufen sei. Da ich mich im Leben aber dem Sport zugewandt habe, Niederlagen dazugehören, wollte ich keine Haare raufen. Also habe ich mich sehr früh dazu entschlossen...sagen wir ab Mitte 20, das meine Haare nicht zwingend und auch nicht an jeder Stelle des Kopfes weiter wachsen müssen. Für den Rest gibt es dann den Rasierer. Und so entstehen ab und an auch Bilder, die meine volle "Haarpracht" zeigen.