• NFHL - National Fantasy Hockey League

Q&A Series 2015: Minnesota Wild

2015-05-03

Jahrelang waren die Minnesota Wild das einzige Team, welches noch nie an den Playoffs der NFHL teilgenomme hatte. In der Saison 17 sollte GM Pascal Zurbriggen seine Mannen zum ersten Mal in die "postseason" führen. Seit fünf Jahren ist der Schweizer Eidgenosse ein fixer und wichtiger Bestandteil der Liga - es wirkt, als würde sich jeder mit den Wild freuen. Aber wie hat man die Wild in die erfolgreiche Gegenwart geführt?

 

Gleich mal die wichtigste Frage vorweg: WIE fühlt man sich jetzt? Sie sind der erste General Manager der Minnesota Wild, der das Team aus dem „Hockey State“ in die Playoffs führen konnte. Stolz, erleichtert?

Sicherlich spüre ich eine gewisse Erleichterung. Minnesota hat es nicht verdient, als einziges Team ohne Play-Off-Teilnahme dazustehen. Ich habe bei der Bevölkerung den wachsenden Wunsch nach Play-Offs gespürt – und nicht zuletzt auch deshalb die Ausrichtung der Franchise leicht angepasst. Zudem sind vor allem durch die (überteuerten) Transfers von Mikael Granlund (Ende der letzten Saison) sowie Claude Giroux die Erwartungen – aber auch der Druck auf den Coach, das Team und mich – stark gestiegen.

 

Man könnte annehmen, dass alles was im Playoff-Duell mit den Winnipeg Jets kommt, nur mehr Zugabe ist? Nach so einem historischen Triumph – ist es schwer sich auf den Moment zu konzentrieren?

Das könnte so gesehen werden. Um dem entgegen zu wirken, ist jetzt die Aufgabe des Managements. Da wir gegen die Jets eh schon eine miserable Bilanz aus der Regular Season ausweisen, ließen wir uns etwas Spezielles einfallen. In der Kabine des Xcel Energy Centers hängt deshalb folgender Spruch: Was die Sens, die Sabres, die Wings, die Blue Jackets, die Devils, die Preds, die Blues, die Avs und die Coyotes können, das Schaffen diese Saison auch die Wild! Und dafür arbeiten wir jeden Tag hart weiter.

 

Sie sprachen den Zugang von Claude Giroux an – aber lassen Sie mich etwas ausholen. Vergangenes Jahr nahm man das Herz in die Hand und investierte in Mikael Granlund, investierte zwei 1st Round Picks und einen 2nd Rounder. Doch Minnesota war das noch nicht genug – man holte Kevin Shattenkirk ins Boot, der schlussendlich im Deal um Claude Giroux der zentrale Punkt gewesen sein müsste. Man trennte sich auch von Max Domi und anderen Assets. Zusammengefasst – war es die am Ende doch sehr hohen Investitionen wert?

Die Investition war enorm. Das steht außer Frage. Die Deals haben auch Unverständnis bei einigen Leuten ausgelöst. Heute – getragen von der Euphorie der Play-Off-Qualifikation – sage ich klar ja, es hat sich gelohnt. Zumal die angesprochenen Zuzüge auch noch für viele Jahre eine tragende Rolle bei den Wild spielen können.

 

Das heißt, auch Sie sehen in Claude Giroux den Schlüssel, der die Playoff-Tür für die Wild geöffnet hat. In weiterer Folge – ist man nun zufrieden mit dem Make-Up des Teams, kehrt nun „Sättigung“, Zufriedenheit oder Bequemlichkeit, wegen der ersten Playoff-Teilnahme ein, oder werden Sie weiterhin aktiv an der Verbesserungsfront kämpfen?

Claude hat sicherlich auch seinen Anteil am Erfolg. Aber da sind viele andere Spieler auch zu nennen. Ich bin nicht einverstanden, dass es jetzt auf den Zuzug eines Schlüsselspielers reduziert wird. Das Team wird punktuell verstärkt. Wir haben mehrere Baustellen, wo das Management nicht zufrieden sein kann. Es gab nur 4 Teams, die noch weniger Tore erzielten als die Wild. Gleich viele Teams waren im Power-Play noch schlechter. Auch das Box-Play ist verbesserungswürdig und auch etwas mehr Härte wird in Zukunft im Line-Up der Wild zu erwarten sein.

 

Wie wird das passieren? Im kommenden Draft sind Sie mit nur zwei Picks nicht gerade luxuriös bestückt. Wird man also vorrangig die Free Agent Variante wählen oder könnte man sich in Minnesota von ein paar Rosterspielern trennen?

Der Draft spielt dieses Jahr tatsächlich keine große Rolle in der Planung. Wahrscheinlicher ist die Variante, dass auf dem Free Agent-Markt einige Spieler umworben werden. Auch sind Transfers in der Off-Season nicht ausgeschlossen. Aber aktuell beschäftigen wir uns nur am Rande mit der nächsten Saison. Ziel bleibt es, das letzte Spiel der Saison siegreich zu gestalten!

 

Mit 92 Punkten war die vergangene Saison auch die punktbeste der Historie. Sie bestritten ihre fünfte Saison in den Twin-Cities und konnten jetzt diesen Meilenstein erreichen. Was hat sich mit ihrer Ankunft verändert? Ist es vielleicht die spürbare Aktivität, der Wille, Veränderungen zu erzwingen und auch der Mut, vor großen Trades nicht zurück zu schrecken?

Die Spieler sind reifer und der GM erfahrener geworden. Zudem hat sich jetzt ein Kern von Spielern gebildet, um welche auch in Zukunft das Team gebaut werden kann. Aber es ist wichtig, dass wir den Erfolg bestätigen können. Das ist sehr herausfordernd.

 

Der Kern – Captain John Tavares & Claude Giroux springen einem natürlich sofort ins Auge. Es bedarf aber natürlich noch weiteren Spielern um einen gesunden Kern zu haben? Welche Spieler sind Ihnen, neben den beiden Topstars, noch immens wichtig?

Zum engsten Kern gehört natürlich auch noch Seth Jones. Zum erweiterten Kern zähle ich auch Granlund, Filppula und Ericsson.

 

Eines fällt, wenn man durch die Geschichtsbücher der Wild blättert, auf – Goalie-Probleme gab es selten. Sie selbst haben Braden Holtby und Niklas Backstrom getradet, haben aber immer noch Eddie Lack und Robin Lehner zwischen den Pipes. Zufall? Oder richtet sich der Blick sehr bewusst auf diese sehr entscheidende Position?

Dies ist in der Tat kein Zufall. Neben defensivstarken Stürmern lege ich einen großen Wert auf die Goalies. Vor allem im europäischen Raum ist das Scouting diesbezüglich gut ausgebaut. Neben Lack und Lehner sind ja mit Berra und Salak zwei Nationaltorhüter im Kader. Und der Lette Gudlevskis hat auch Potential. Trotzdem war es in dieser Saison ein Wagnis mit Lack und Lehner. Eddie Lack ist aktuell ein 1B-Goalie und Robin Lehner ein Back-up. Dennoch ist es aufgegangen und die beiden haben eine starke Saison gespielt.

 

Sie sprachen das Scouting an. Mit Dominik Masin oder JT Compher haben die Wild solide bis gute Prospects an den Start. Eine echte Vorliebe bezüglich diversen Ligen oder Teams ist bei den Wild aber nicht zu erkennen.

Das ist korrekt. Das Scouting ist breit aufgestellt und somit nicht auf gewisse Ligen fokussiert. Gepickt wird eigentlich immer das, was man am geeignetsten hält.

 

Blickt man auf die Drafts der letzten vier Jahre zurück, so fällt eines sofort auf. Den ersten Pick investierten die Wild IMMER in Verteidiger – von Jonas Brodin, bis zu Dominik Masin. Sie sprachen oben ihre Vorliebe für defensivstarke Stürmer an – warum geht man im Draft immer erst auf Defender los?

Richtig, der erste Pick wurde bisher immer in Defender investiert. Der Grund ist einfach: Ich bin überzeugt, dass wir durch die Vorliebe für defensivstarke Stürmer, diese gut erkennen und somit auch mit späteren Picks oder Trades zu uns holen können. Und das Resultat der diesjährigen Defensivarbeit gibt unserer Strategie durchaus Recht.

 

Ihre Depth Chart besticht durch eine Fülle von guten bis sehr guten Centern. Neben John Tavares und Claude Giroux tummeln sich auch noch Valtteri Filppula, Mikael Granlund oder Matt Stajan auf dem Centerslot. Viele müssen auf den Wing ausweichen und kaschieren somit einen der Schwachpunkte der Wild – die Flügelstürmerposition. Einzig Teemu Pulkkinen ist ein Silberstreif am Horizont – hat man darauf einfach vergessen?

Vergessen nicht – aber in der Vergangenheit waren die Faceoffs häufig ein Problem. Jetzt ist es zu einem Luxusproblem geworden. Die vielen Center machen das System flexibler. Auf dem Flügel wird aber sicherlich nachgebessert – trotz den vielseitigen Stürmern im Team.

 

Über 400 NFHL-Spiele sitzen Sie nun schon am Thron der Wild – heuer folgte mit dem ersten Playoff-Einzug die Krönung. Wie resümiert man in der schönen Schweiz die letzten fünf Jahre? Darf man auch in Zukunft mit geballter Eidgenossen-Power aus Minnesota rechnen?

Gleich in der ersten Spielzeit habe ich eine Basis an Spielern gelegt, welche ich im Team haben wollte. So wechselten u.a. Jakub Kindl, Jiri Tlusty, Eddie Lack, Robin Lehner und Tommy Wingels zu den Wild. Geplant wurde ein totaler Rebuild. An diesem wurde auch in der zweiten Saison weiter gebastelt. Immer mehr wuchs jedoch die Erkenntnis, dass die NFHL eine viel professionellere Liga ist, als die NHLFS, wo ich davor tätig war. So musste in der Folge einiges an Lehrgeld bezahlt werden. Dank dem Mentoring von einigen erfahrenen NFHL-GMs konnte ich danach Fuß fassen und habe jetzt eine klarere Vision, wie die Wilds über die nächsten Jahre aufgestellt sein werden. Ziel ist vorerst natürlich jedes Jahr die Play-Off-Qualifikation – danach wird einiges möglich sein. Es wird auch an der Zeit, dass die Schweizer Fraktion endlich einen NFHL-Titel ins Land holt. Und ich bin bereit, mich als „Winkelried“ hierfür zu opfern! (Anmerkung der Redaktion: Arnold Winkelried ist eine mythische Figur der Schweizer Geschichte. Er soll am 09.07.1386 bei der Schlacht von Sempach ein Bündel Lanzen der habsburgischen Ritter gepackt und, sich selbst aufspießend, den Eidgenossen eine Bresche geöffnet haben. Sein Opfer soll der Schlüssel zum eidgenössischen Sieg gegen die Habsburger gewesen sein.)