Q&A Series 2015: Edmonton Oilers
2015-04-0125 Monate sind seit dem letzten Interview mit dem General Manager der Edmonton Oilers, Sebastian Edel, vergangen. Monate, in denen sich die Kanadier immer an der Ligaspitze bewegten, es für einen zweiten Titel aber noch nicht reichen sollte. Zusätzlich bahnt sich im „Oil Country“ ein Umbruch im Sturm an.
87 Punkte nach 69 Spielen – aufgerechnet sind das um die 103 Punkte. Man sieht, die Oilers halten sich an der Spitze. Auf was spekuliert man in Alberta – ist man mit der Playoff-Teilnahme und dem finanziellen Bonus zufrieden, oder will man auf die Jagd nach dem zweiten Titel gehen?
Die Antwort ist ganz klar: den Titel. Die Mannschaft ist entsprechend zusammengestellt und auch in der Tiefe darauf ausgerichtet einen zweiten Titel nach Edmonton zu holen. Die Play-Offs zu verfehlen wäre keine Option und sich mit der Teilnahme dort zu begnügen ebenfalls nicht. Wir möchten möglichst die Conference gewinnen und dann in Richtung Titelgewinn die Kräfte bündeln.
Verlieren ist für Edmonton also keine Option – wer könnte sich ihrem Team noch in den Weg stellen? Wer könnte die schwerste zu überwindende Hürde darstellen?
Grundsätzlich ist jeder Gegner einer Hürde und man sich selbst der größte Feind. Die Einstellung als auch das Abrufen der bestmöglichen Leistung sind die größten Stolpersteine. Erst wenn beide Mannschaften an ihrer Leistungsgrenze spielen kommt es auf die kleinen Nuancen in der spielerischen Qualität an. Wir wollen stetig an der Leistungsgrenze spielen und absolut motiviert in die Spiele gehen. Schaffen wir dies, dann stehen wir uns selbst nicht im Weg und können uns dann mit den Gegnern beschäftigen.
Ich stelle mal die Behauptung auf, dass die Oilers vor einem kleinen Umbruch stehen. Zwar bleibt der Nukleus der gleiche, aber man verliert im kommenden Sommer fünf Spieler an die Free Agency und muss sich vermutlich aus Rostersize-Gründen von Spielern trennen. Hat man in Edmonton das Management des Kaders etwas vernachlässigt und sich zu einigen „sinnlosen Signings“ hinreißen lassen?
Das Wort Umbruch ist sicherlich nicht zutreffend, denn wir verlieren definitiv fünf Spieler an die Unrestricted Free Agency. Insgesamt werden wir zum Saisonwechsel sicherlich eine Personalrotation haben die mehr als fünf Spieler betreffen wird.
Mit 30 Prospects haben sie den mit Abstand größten Pool der gesamten Liga. Zwar findet man darin einige sehr talentierte Spieler, andere sind vom professionellen Eishockey noch sehr weit entfernt. Wurde in den letzten Jahren zu viel auf die Anhäufung von Draft Picks geachtet?
Mitnichten. Ein stetiger Fluss an Nachwuchs ist unabdingbar und wir sind uns absolut bewusst bzw. rechnen sogar mit einer Ausfallquote von 85-90%. Wenn es jeder zehnte Spieler schafft in der NFHL Fuß zu fassen - und wir reden hier nicht von einem Spieler für Reihe 4 oder 6th/7th Dman - , dann haben wir eine gute Quote. Gemäß der Masse müssten wir uns mit 3-4 Spielern bereits glücklich schätzen. Ein gewisses Maß an Streuung gehört nun mal dazu wie eben auch Spieler, die ihr Leistungsniveau nie ganz abrufen können oder von Verletzungen gehindert werden. Darauf müssen wir mit eben dieser Streuung reagieren.
Ein stetiger Fluss, der heuer durch das Fehlen der vorderen Draft Picks abgebremst wird. Wie man hört, sind sogar ihre restlichen Picks für den 2015er Draft verfügbar. Warum?
Dies hat zwei Gründe. Einerseits zahlt sich unsere intensive Arbeit zuletzt aus. Die letzten Draftpicks aus den Jahren 2013 und 2014 sind auf einem ausgezeichneten, teils überraschend schnellen Weg gen Option für die NFHL-Mannschaft. Wir hatten nicht erwartet, dass Spieler wie Curtis Lazar, Oscar Klefbom und Jesper Fast so schnell sich ins Rampenlicht spielen. Auch ein Rourke Chartier, Robby Fabbri oder Leon Draisaitl entwickeln sich exzellent und scheinen die normale Erfolgsquote aktuell etwas besser werden zu lassen. Hinzu kommen Leute wie Ben Chiarot, Matt Tennyson und Johan Larsson, die auch um NFHL-Spielzeit kämpfen. Zusätzlich ist es uns gelungen aus dem College-Bereich mit Colin Stevens, Kyle Baun, Kenney Morrison und Troy Stecher als auch aus dem Juniorenbereich mit Justin Hickman Spieler zu verpflichten, die als absolut begehrt gelten und eine Art Bonusdraftpick darstellen. Der zweite Aspekt ist eng mit dem ersten Punkt verknüpft: aufgrund diverser Pressemeldungen wird der Draft 2015 als eine Art heiliger Gral dargestellt und viele Mannschaften scheinen darauf einzusteigen. Dies wollen wir positiv für uns nutzen und den hohen Wert der Draftpicks 2015 in andere Bereiche ummünzen, da wir an das derart starke Level ausserhalb der ersten Runde keinster Weise Glauben schenken.
Demzufolge sollte man der Depth Chart keinen Glauben schenken – hier würde die Flügelposition ein Problem darstellen, was man aber mit Jugend – sie nannten Lazar und Fast – und vermutlich mit dem einen oder anderen Free Agent elegant lösen will?
Um es konkret zu beantworten müsste ich etwas weiter ausholen…
... dann machen sie das!
Zu Beginn muss man festhalten, dass ein Großteil der Center im Nachwuchsbereich auf den Flügel wechselt eben weil sie nicht die Qualität auf NFHL-Niveau für das Spiel in der Mitte haben. Center sind also einfacher zu Wingern zu machen als umgekehrt. Um konkret die Frage auf die Oilers zu beantworten muss man zu Beginn festhalten, dass mit Ryan Smyth ein Spieler in Rente geht und zwei weitere Stürmer mit Shawn Horcoff und Olli Jokinen Unrestricted Free Agent werden. Horcoff ist bislang aber nur als 13.Stürmer im Einsatz gewesen. Die Abgänge von Jokinen und Smyth dürften Lazar und Fast kommende Runde wohl auffangen. Auch der Abgang von Shawn Horcoff könnte intern abgedeckt werden, aber das ist noch Zukunftsmusik. Stand jetzt ist es eher auszuschliessen, dass wir übermäßig aktiv am Free Agent Markt zugange gehen werden. Es gibt zwar eine Anfrage eines Spieler hinsichtlich mehr Eiszeit und einer möglichen räumlichen Veränderung, aber auch dies würde kein Loch im Sturm reißen.
Es ist auffallend, dass die Oilers seit Jahren sehr loyal gegenüber der Personalie Cam Ward sind. Man könnte aber vermuten, dass ein Goalieduo Ward/Fasth zu wenig sein könnte, um einen zweiten Titel in die Metropole zu holen – würden sie da zustimmen?
Um ehrlich zu sein: vor der Spielzeit waren wir uns unsicher, ob das Gespann Cam Ward und Viktor Fasth uns ausreichend Stabilität gewähren würde um uns entsprechend in der Tabelle zu platzieren. Beide haben uns bislang aber nicht enttäuscht und die Erwartungen mehr als erfüllt. Abseits davon ist Cam Ward seit Jahren ein Fixstern in unserer Mannschaft und hat Höhen und Tiefen erlebt. Ihm das Vertrauen zu entziehen steht weder kurz- noch langfristig auf unserer Agenda. Dennoch ist Cam bewusst, dass irgendwann vielleicht auch der Zeitpunkt kommt an dem er vielleicht ins zweite Glied rücken wird. Eine Identifikationsfigur ist und wird er dennoch für Edmonton und die Oilers bleiben.
Sie gelten als einer der aktivsten GMs der Liga, doch heuer halten sie sich gekonnt zurück. Ist man im Öl-Land definitiv mit allem, zufrieden, oder hat sich einfach kein passendes Trade-Szenario ergeben? Wo würde ein Veteran wie sie Verbesserungsmöglichkeiten sehen?
Es ist immer ein Zusammenkommen von mehreren Faktoren. Wir sind in vielen Bereichen absolut zufrieden und in anderen Bereichen nicht unzufrieden. Hinzu kommt, dass sich an einigen Punkten einfach keine Basis mit anderen Teams ergeben hat. Ein Tausch des Tausches Willen hätte für uns keinen Sinn ergeben. Verstärkt haben wir im Saisonverlauf nur unser Scoring in Form von Mats Zuccarello. Insgesamt müssen wir aber auch feststellen, dass es dieses Jahr auch kaum Anfragen von anderen Teams gab und wir demnach wohl festhalten müssen, dass unsere Spieler bei anderen Teams nicht sonderlich begehrenswert erscheinen oder andere Aspekte Teams vor einer Anfrage abschrecken lassen.
Was könnten Gründe für ein mögliches Desinteresse sein? Kann es sein, dass ihr knallharter Ruf hier viele GMs einschüchtert und eine Anfrage schon im Vorhinein abwürgt?
Von seinem eigenen Ruf bekommt man selbst immer am wenigsten mit, daher kann ich das kaum beurteilen, aber es als durchaus möglich beschreiben. Man muss aber auch festhalten, dass ein gewisser Spielerkern schon länger seine Schlittschuhe für die Oilers schnürt und daher vielleicht den Ruf als unantastbar genießt.
25 Monate sind seit dem letzten Interview vergangen - wie sehen sie die Entwicklung des Teams? Gibt es Dinge, die sie im Nachhinein anders machen würden?
Die Entwicklung würde ich als Weiterentwicklung bezeichnen und ist stetig. Bis auf wenige Positionen sind wir nur in seltenen Fällen vom UFA-Markt abhängig und wollen dies auch bleiben. Im Bereich der Torhüter haben wir schon lange die Konstante Cam Ward im Tor und hoffen hier entsprechenden Nachwuchs zu haben. Torhüter und ihre Entwicklung sind aber letztlich immer ein schwieriges Thema, daher würde ich aktuell nicht sagen, dass ich hier etwas ändern wollen würde. Ich würde nur sagen, dass wir hier noch am meisten Potenzial haben. In Sachen anders machen fällt mir nur ein, dass wir uns etwas leichtfertig von Frankie Vatrano getrennt haben, den wir 2012 an Position 206 im Draft ausgewählt haben. Frankie hat eine exzellente Entwicklung genommen und steht nun ganz zu Recht bei den Winnipeg Jets unter Vertrag.
Mehr als 1000 Spiele haben die Edmonton Oilers unter ihrem Regime absolviert. Wie resümiert man einen so langen Zeitraum – und – was viele interessiert – wird diese Regentschaft noch viele Jahre weitergehen?
Ja, es sind weit über 1000 Spiele. Ryan Smyth steht bei 1003 Einsätzen für die Edmonton Oilers und hat gerade dieses Jubiläum feiern können kurz vor seinem Karriereende, aber Ryan war auch viereinhalb Jahre für Chicago und Boston auf dem Eis aktiv. Man resümiert vor allem die Auf und Abs, die eigenen steten Kurswechsel, die guten und schlechten Trades, die geschlossenen Freundschaften als auch das Auseinandergehen nach einer gewissen Zeit. Man hat Leute kennengelernt, die sich jetzt immer noch im eigenen, persönlichen Kosmos befinden aber eben auch Leute kennengelernt mit denen man selbst nicht gut harmoniert hat. Letztlich ein Abbild der Realität mit allen Eigenschaften, Geschehnissen. Ich bin beispielsweise bis heute betrübt darüber, dass Doug Lynch aufgrund einer Handgelenksverletzung nie den vollen Sprung gen NHL geschafft hat. Zwei NHL-Spiele hat er gemacht, dann kam die Verletzung. Ein Game-Worn-Jersey hängt in meinem Schrank, womöglich besitzt er selbst das andere Jersey. Zu gerne hätte ich ihn auch hier über ein Jahrzehnt auflaufen lassen. Man gedenkt an eigene Draftpicks die sich super entwickelt haben, an Spieler die man für nicht gut empfunden hat, die einem aber genau das Gegenteil bewiesen haben und an Geschichten wie bei Kristians Pelss, den man gedraftet hat und der in einem Fluss in Lettland ertrunken ist. Alex Cherepanov - Luc Bourdon - Dan Blackburn als Goalie mit zwei Blockern. Unzählige Geschichten. Ob diese Odysee weitergeht vermag ich aktuell nicht zu beantworten. Ich kann kaum leugnen, dass aktuell eine Art Loch besteht seit geraumer Zeit. Ich vergesse zu simulieren, ich bewerte die Spieler, simuliere, bin aber sonst kaum selbst aktiv. Vergesse hin und wieder gar mein eigenes Roster. Ich habe keine Ahnung ob die Edmonton Oilers 2015/2016 einen anderen GM brauchen. Ich habe mir nur selbst gesagt, dass ich bis zum Saisonende das Team betreue und dann reflektiere ob der Spaß noch vorhanden ist oder es nur eine Gewohnheit ist, die man über die Jahre eben täglich hinter sich bringt - oder zuletzt gar ein paar Mal vergisst, was mir letztlich ziemlich peinlich ist. Ich weiß nur, dass ich eines nicht kann: irgendwas halb oder teilweise machen. Es ist ein fester Bestandteil über Jahre den man nicht so einfach abgibt, wegdrückt, aber sich ganz vergessen dabei darf man auch nicht. Ich werde einfach schauen. Viel mehr kann ich dazu aktuell nicht sagen ausser die Worte stetig in andere Worthülsen zu packen.