Q&A Series - San Jose Sharks
2013-03-16Ein grauenhafer Saisonstart liegt hinter Gerd Michalski und seinen San Jose Sharks, doch das Team scheint wieder in die Erfolgsspur gefunden zu haben - womöglich dank der Extramotivation durch die Kritik von Außen? Heuer ein ernstzunehmender Kandidat auf einen Playoff-Platz, stehen die Sharks vor wichtigen Entscheidungen.
Nach einem eher enttäuschenden Start steht ihre Fischtruppe nun auf Platz 9, nur zwei Punkte hinter dem finalen Playoff-Platz in der hart umkämpften Western Conference. In den letzten Wochen war ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen - was macht das Team nun anders als zu Saisonbeginn?
Gute Frage. – es wäre zu einfach zu sagen, dass die Äußerungen aus Dallas dafür ursächlich sind. Wohl aber, ist als Enttäuschung des Jahres bezeichnet zu werden, ein schöner Motivationsschub. Die Verpflichtung von Fedor Tyutin hat gewiss auch eine Rolle gespielt, obwohl wir Francois (Beauchemin) sehr viel zu verdanken haben. Die Mannschaft tritt nun homogener auf, die Special-Teams machen einen besseren Eindruck als zu Beginn der Spielzeit.
Nimmt man solche Äußerungen wie jene aus Dallas persönlich, wenn auch der werte Kollege nicht der einzige war, der ihr Team als DIE Enttäuschung der Saison abstempelte, oder lassen solche Aussagen einen General Manager gewisse Dinge noch genauer und akribischer beleuchten?
Da ich den hoch geschätzten Kollegen aus Dallas seit Kindesbeinen kenne, wir in sportlichen Dingen zudem echte Wettkampfungeheuer sind und den Konkurrenzkampf in allen Sportbereichen kultiviert haben, ist dies natürlich persönlich zu nehmen. Das sportliche Abschneiden ist ganz sicher unbefriedigend, wenn man es mit dem letztjährigen Abschneiden vergleicht. Gleichzeitig war mir jedoch aufgrund der Leistungsstagnation einiger Spieler meines Teams bewusst, dass diese Saison hart werden würde. Und ja, akribischer wird der Blick auf die anderen Teams gerichtet.
Wo hat man nun die Ziele für die Saison angesiedelt, nachdem man ja von vielen Seiten als enttäuschend betrachtet wird. Die Playoffs sind in Reichweite, würde das Ihrem Staff genügen?
Ja, absolut. Alles was über Platz 8 W-Conference hinausginge, wäre für mich eine Überraschung. Es gibt einige Teams wie Colorado und LA, die unheimlich aufgeholt haben. Wichtig ist für mich, Kontinuität und Stabilität hineinzubringen und beharrlich den Nachwuchsbereich aufzubauen. Da kann ich temporäre Ausschläge nach unten verdauen.
Stichwort Nachwuchsbereich - ein Gesichtspunkt, der Ihnen beim Anblick ihrer Depthchart wohl Kopfschmerzen bereitet. Neben Henrik Samuelsson, David Musil und Oscar Dansk gibt es wenig hoffnungsvolles Material. Hat man in San Jose die Nachwuchsarbeit vergessen?
In der Tat, stellt dies eine unglaubliche Herausforderung dar. Den Schritt einen Komplett-Rebuild hinzulegen, möchte ich aber nicht gehen, weil ich insgesamt von dem bisherigen Team und der Entwicklungsfähigkeit überzeugt bin. Vielleicht ein Aspekt: im ersten Jahr meiner Amtsübernahme konnte ein Pick in der 7. Runde (Lee Moffie) gezogen werden. Ich versuche dabei, eine ordentliche Balance zu wahren, ohne das Tafelsilber zu verscherbeln.
Aber dennoch haben sie sich vor etwas mehr als 1 1/2 Jahren von Evgeni Malkin getrennt. Aus dem im Return beinhalteten 1st Round Pick wurde Phillip Danault. Die restlichen Bestandteile würde man eher als Stückwerk bezeichnen. Wie stehen sie als Manager zu dieser damaligen Entscheidung? Warum wurde an Malkin, einem etablierten Scorer, nicht festgehalten?
Neben Danault konnten Matt Greene, Ramage und Galiev verpflichtet werden. Evgeni ist ein fantastischer Spieler. Die Entscheidung fiel mir nicht leicht. Jedoch konnten wir ihn uns schlicht und einfach nicht mehr finanziell leisten. Darüber hinaus, erhoffte ich mir, den Prospect-Pool mit hoffnungsvollen Talenten aufzufrischen. Danault ist zumindest auf einem guten Weg. Ramage und Galiev erleben Rückschläge, und drittens, brauchte die Defense unbedingt einen Typen wie Greene.
Die nächsten wichtigen Entscheidungen werden nicht lange auf sich warten lassen. Nach der jetzigen Spielzeit werden Roberto Luongo und auch Ryane Clowe auf dem Free Agent Markt tätig sein. Ein Jahr darauf verliert würde man Matt Cooke und Toni Lydman verlieren. Haben sie diesbezüglich schon Ideen oder Pläne, wie man dieser Misere entgegenwirken will?
Das wird eine harte Nuss, alle vier sind Key-Player. Gleichzeitig wird eine Menge Cap frei. Mal abwarten, ob in den einen oder anderen Ufa investiert wird. Endgültige Entscheidungen sind noch nicht getroffen.
Fakt ist aber, will man wettbewerbsfähig bleiben, braucht man eine neue #1 und einen "gritty winger". Investieren sie nicht, fallen sie womöglich aus dem Aspirantenkreis um die Playoffs raus, bleiben sie hart und spielen mit dem vorhandenen Material, könnte ein guter Pick im Draft 2014 die Entlohnung dafür sein. Wie schwierig gestaltet sich in Anbetracht der Möglichkeiten eine sinnvolle Entscheingsfindung? Zu welcher Route tendieren sie zum jetzigen Zeitpunkt?
Also, die Situation ist folgende: Stand der Dinge verschieben sich die Akzente im Team Richtung Hanson Brothers. Komarov wird im nächsten Jahr den Sprung ins Pro-Team schaffen. Dazu Heavy-Hitter Clutterbuck und Mr. Cooke. Dies hört sich nach Zerstörung an. Das große Problem sind scoring-fähige Spieler auf breiter Front wie ein treffender Center und zwei- bis drei gefährliche Winger. Zudem noch ein Workhorse-Goalie. Diese Zutaten werden nicht allesamt auf dem Ufa-Markt zu bekommen sein. Trotzdem ist die Verpflichtung, ein möglichst konkurrenzfähiges Team auf die Beine zu stellen, zu berücksichtigen. Ich wünsche mir natürlich nicht absichtlich ein schlechtes Abschneiden in diesem Jahr. Wohl aber wäre es eine neue Erfahrung und irgendwie auch mit einem gewissen Charme behaftet, einen 1st Round-Pick unter den 10 ziehen zu dürfen. Um es kurz zu sagen, ich weiß es noch nicht.
Sie gelten als sehr ruhiger und zurückhaltender Manager, der sein Team immer vor sich stellt und auch nur sehr wenige Trades vollzieht. In den vergangenen zwei Jahren wares es ledglich sechs Deals die sie vollzogen haben. Fühlen Sie sich in Ihrer Rolle als "tradefeindlicher Manager" wohl oder liegt es schlussendlich auch an den nicht vorhandenen Spielern, die sie eventuell benötigen würden?
Das Vertrauen in das Team ist wirklich groß, die Altersstruktur ist gut und liegt bei 28,45 Jahre. Zum Beispiel halte ich Wolski und Mueller trotz ernsthafter Nachfragen seit drei Jahren im Kader, in der Hoffnung, dass endlich der Durchbruch gelingt. In vielen Fällen tut mir es leid, dass aus Anfragen keine Trades geworden sind. Allgemein bin ich Trades natürlich nicht abgeneigt, sie müssen nur passen, und dies war häufig nicht der Fall. Deshalb ist es natürlich schade, als tradefeindlich bezeichnet zu werden.
Sie sind nun in Ihrem dritten Jahr als General Manager der Haie aus Kalifornien. Wie würden sie Ihren bisherigen Weg beschreiben und wie sehen Sie die Entwicklung der Liga? Gibt es Punkte die man gerne verbessert sehen würde?
Ich habe mit viel Respekt meine Arbeit als General Manager der Sharks aufgenommen. Dieser Respekt vor den Managerkollegen ist seitdem sogar noch weiter gewachsen. Wie viel Herzblut viele Manager aufwenden, um ihr Team oder die Liga als Organisation zu entwickeln, "nötigt" mir größte Wertschätzung ab. Meine anfängliche Befürchtung war zudem, dass der Zeitaufwand für mich irgendwann nicht mehr tragbar sein könnte. Das mit dem Zeitaufwand stimmt, das andere nicht. Natürlich gab es auf der Negativbilanzseite einige Anfängerfehler, die mich vielleicht auch ein wenig verhaltener gestimmt haben.
Gerne würde ich einige GM´s beim nächsten Draft sehen, die mir noch persönlich unbekannt sind. Ansonsten ist die Ligaleitung (insbesondere Mr. Edel) eine echte Institution.
Abschließend noch eine kurze Fragerunde:
NFHL Champion 15/16– Edmonton Oilers
Überraschung des Jahres– Washington Capitals
Enttäuschung des Jahres– Carolina Hurricanes
Wo landet das eigene Team– zwischen Platz 8 - 12