Q&A Series - Calgary Flames
2013-03-06Seit Jahren gehören die Calgary Flames zu den stetigen Playoff-Teilnehmern bzw. Mitbewerbern. Ein Erfolg, den sich General Manager Markus Müller durch viel Genauigkeit und Kontinuität erarbeitet hat. In Alberta blickt man trotz einer eher durchwachsenen Saison hoffnungsvoll in die Zukunft.
Die Calgary Flames sind ein ruhiger aber stetiger Aspirant auf Playoff-Plätze, ohne große Töne zu spucken oder in regelmäßigen Abständen Blockbuster-Deals abzufeuern. Bei Halbzeit liegt Ihr Team auf Platz 6 der Western Conference - zufrieden oder noch Luft nach Oben?
Rein von der Tebellensituation bin ich natürlich zufrieden, aber damit hört die Freude dann auch auf. Wenn man hinter die reinen Zahlen schaut, muss man leider feststellen, dass wir in dieser Saison eine mangelnde Konstanz aufweisen, die erschreckend ist. Die Marke für die längste Siegesserie in dieser Saison liegt bei mageren Drei. Die Leistungen reichen, um momentan um die Playoffs mitzuspielen, aber im Hinblick auf eventuelle Playoffs muss da noch erheblich nachgebessert werden. Augenscheinlich ist auch die Abschlußschwäche. Ligaweit Sechster in Schüsse aufs Tor, aber nur Zweiundzwanzigster im Scoring, das spricht Bände. Wie gesagt, es gibt noch viel zu tun.
„Es muss nachgebessert werden“ – man darf also einen Major Trade bis zur Deadline erwarten? Zusätzlich stellt das Erscheinen von Matt Moulson auf dem Tradeblock doch einen Widerspruch dar, wie kommts?
Mit nachbessern meine ich eine Leistungssteigerung des aktuellen Kaders, da scheint mir bei einigen doch noch Potential nach oben zu sein. Ich sehe im Moment nicht, wie uns neue Spieler weiterhelfen könnten, die aktuellen halte ich für gut genug, um das anvisierte Ziel zu erreichen. Kader sind ja immer einer gewissen Dynamik unterworfen, von daher ist das Erscheinen von Spielern auf dem Tradeblock nicht ungewöhnlich. Der Zeitpunkt mag überraschen, aber wir denken halt immer über die aktuelle Saison hinaus. Als eher kleines Team mit finanziellen Limitationen sind wir natürlich auch gezwungen immer wieder zu überprüfen, ob unsere Ziele nicht auch mit einem geringeren finanziellen Aufwand erreicht werden können. Glücklicherweise zeichnet sich ab, das der eine oder andere Nachwuchsspieler nächste Saison seine Chance im Profiteam bekommen wird. Das gibt uns auch die Chance uns von eher teureren Spielern zu trennen, um beide Ziele, Finanzierbarkeit und Leistung, miteinander zu verbinden. Es sind momentan zwar einige Spieler auf dem Block, aber die werden wir nur abgeben, wenn uns der Return weiterhilft.
Sie gelten als akribischer Arbeiter, der jeglichen Risiko aus dem Weg geht. Liegt hier vielleicht der Grund für die wenigen Trades der Flames oder ist man mit dem Grundgerüst des eigenen Teams so zufrieden wie es ist?
Ich würde nicht sagen, dass ich jeglichem Risiko aus dem Wege gehe, aber ich wäge schon ab, ja .Der Grund ist tatsächlich darin begründet, das die Topline in der Offense und Defense fix sind. Das heißt nicht, dass wir nichts ändern, aber momentan sind wir mit dem Team, aber weniger mit den Leistungen zufrieden. Trades sind der scheinbar einfache Weg, um den Teamerfolg herbeizuführen, das sehe ich nicht so. Es können sicherlich kleinere Schwächen ausgebügelt werden, aber im Prinzip muss die Struktur/Chemie des Teams passen. Und das ewige Traden bringt auch nicht die Ruhe, die ich für einen wichtigen Faktor des Erfolgs halte. Wir setzen da eher auf teaminterne Maßnahmen, um die Leistungen zu steigern. Weiterhin sind wir mit der Entwicklung unserer Prospects zufrieden, so das auch auf diesem Gebiet keine größeren Trades vonnöten sind.
In der kommenden Offseason wird man Brooks Orpik, David Legwand, Vernon Fiddler und noch weitere Spieler auf dem Free Agent Markt wiederfinden. Sie sprachen ihre Finanzlimitation an – besetzt man diese vakanten Spots mit Rookies, oder wird man sich am Ende doch den einen oder anderen erfahrenen Spieler in den Saddledome holen?
Es ist kein Geheimnis, das wir Orpik und auch Legwand weiter an uns binden möchten. Aber beide werden UFA und der Markt ist heiß umkämpft, man wird schauen müssen was finanziell möglich ist. Generell wird es wohl ein Mix aus jungen Neuzugängen und erfahrenen Spielern. Ob wir alle unseren offenen Spots mit Rookies/UFAs besetzen weiß ich noch nicht. Zur Not darf es dann auch mal ein Trade sein, was in der Regel sogar finanziell verträglicher ist, als Spieler auf dem UFA-Markt teuer zu verpflichten.
Sie wechselten vor Jahren von Washington in das kühle Kanada. Die Capitals absolvieren eine bisher grandiose Saison. Identifizieren Sie sich noch mit dem Team und fühlen sich in ihrer Arbeit bestätigt, oder liegt ihre Regentschaft dann doch schon zu weit zurück?
Wenn man so lange bei einem Team gearbeitet hat, wirft man unwillkürlich immer mal wieder einen Blick auf die Entwicklung des Teams. GM Hügel leistet dort eine hervorragende Arbeit und ich freu mich ehrlich über den Erfolg der Caps. Es ist dabei auch gut zu sehen, dass man mit vielen verschiedenen Strategien zum Erfolg kommen kann, da mein damaliges Team in Washington absolut keine Gemeinsamkeiten mit dem heutigen aufweist. So prägt halt jeder GM das Team auf seine eigene Weise.
Warum wechselt man das Team - sie sind bekennender Islanders-Anhänger, haben also weder mit den Capitals noch mit den Flames was zu tun. Wieso übernahmen Sie nach dem Rücktritt vom ehemaligen General Manager nicht "Ihre" Islanders?
Zu diesem Zeitpunkt besaß ich in Washington ein intaktes Team, das durchaus Titelchancen hatte. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen, vor allem wenn man bedenkt, wie lange der Aufbau benötigt hatte. Die Islanders zu führen wäre eine super Sache gewesen, aber mein damaliges Team lag mir dennoch näher am Herzen. Ich bereue es jedenfalls nicht in Washington geblieben zu sein auch wenn letztendlich der ersehnte Titelerfolg ausblieb. Als der Posten der Flames frei wurde, war es eine etwas andere Situation. Ich war damals schon länger am überlegen, ob es nicht an der Zeit war mal was neues zu probieren. Da kam mir das Angebot der Flames gerade recht. Calgary lag mir schon immer am Herzen, mein favorisiertes Team in Kanada. Diese Chance wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Alleine die Aussicht auf die bedeutungvollen Derbys gegen Edmonton aber auch Vancouver ließen bei mir schnell auch die letzten Zweifel verschwinden. Weiterhin war es auch ein Glücksfall für die Capitals, die durch den neuen GM Hügel in den Genuß kamen mittels eines notwendigen Umbaus, auch weiterhin auf gleich hohem Niveau erfolgreich zu sein.
Wir haben März, viele GMs befinden sich bereits in den Draftvorbereitungen. Wie man sie kennt, stehen sie bestimmt vor einer riesigen Tafel voller Namen, die täglich größer wird. Geben sie uns einen kleinen Einblick - wie wird in Cow-Town nach hoffnungsvollen Talenten gescouted und nach welchen Kriterien entschieden?
Stimmt, die Liste scheint kein Ende zu nehmen. Beim Scouting geht es bei uns weniger um einige wenige Kriterien, sondern um das Zusammenspiel von physischen Attributen im Verhältnis zu den spielerischen Fähigkeiten. Jeder Spieler hat ein spezielles Set an Voraussetzungen und Fähigkeiten. Ziel ist es zu erkennen, ob dieses Set zum Einen NHL-tauglich ist und ob er dann auch zu unserem Anforderungsprofil passt. Das benötigt natürlich eine Menge Informationen, die dann zu einem schlüssigen Bild zusammengesetzt werden müssen. Aber bei all der Energie und Akribie ist ein Faktor aber immer noch essentiell, um gute Nachwuchsspieler zu ziehen: Glück
Abschließend noch eine kurze Fragerunde:
NFHL Champion 15/16– Los Angeles Kings, Edmonton Oilers, Anaheim Ducks
Überraschung des Jahres– Los Angeles Kings, Colorado Avalanche, Washington Capitals, New Jersey Devils
Enttäuschung des Jahres– Carolina Hurricanes, Toronto Maple Leafs
Wo landet das eigene Team– zwischen Platz 6 und 10 in der Western Conference