Q&A Series - Anaheim Ducks
2013-03-01Seit knapp neun Jahren hält General Manager Andre Braun das Zepter der Anaheim Ducks fest in der Hand. Über den Status des Runner-Ups kam man bis dato aber noch nie hinaus. Kurzzeitiger Erfolg soll auch in Zukunft nicht teuer erkauft werden, Anaheim baut auf Jugend und somit langfristigen Erfolg.
Zu Beginn eine Frage, die mir unter den Fingern brennt - es macht den Anschein, als bleibt in Anaheim kein Stein lange auf dem anderen. Sie sind einer der trade-freudigsten General Manager der gesamten Liga. Steckt dahinter System oder einfach die Lust an neuen Spielern?
Also in den ersten Jahren meiner Laufbahn als Manager der Ducks war es sicher letzteres, wobei es immer um den kurzfristigen Erfolg ging. Das Erreichen der Playoffs war im Focus. Die Basis wurde da leider etwas aus dem Auge verloren. Mittlerweile steckt ein System dahinter. Auch wenn das nur wenige erkennen, da dazu einige Trades notwendig waren und zum Teil noch sind. Nicht eingeweihte sehen sicher immer den Tradekönig aus Entenhausen.
Es sind noch immer Trades notwendig? Können sie Bereiche ihres Teams nennen, die von solchen Veränderungen betroffen sein könnten/werden?
Nein. Es gibt derzeit keinen Bedarf. Ein Trade kommt nur dann in Frage, wenn er dem langfristigen Ziel dient. Im Hauptfokus stand zuletzt, einen Team-Kern zu bilden und die Basis aufzubauen. Mit Basis meine ich unseren Nachwuchs, der nachhaltig aufgebaut werden soll. Ich bin mit der Entwicklung der letzten Monate sehr zufrieden.
Sportlich gesehen hat Anaheim ein konkurrenzfähiges Team, welches eine solide Saison spielt und sich somit auf einem guten Weg in Richtung Playoffs befindet. Doch viele kennen sie als äußerst ehrgeizigen Manager - findet man „Unzufriedenheit“ im Sprachgebrauch der Ducks?
Gute Frage. Also der Saisonstart war alles andere als zufriedenstellend. Das Team hat sich aber mittlerweile gefunden und hält an der Spitze Anschluss. Insgesamt betrachtet bin ich mit dem Ergebnis aber zufrieden, da die Erwartung in diesem Jahr nicht sehr hoch war und ist. Es gibt einige äußerst starke Teams und das Ziel für uns ist es um die Playoffs zu kämpfen und wenn es gut läuft auch zu erreichen. Von daher ist ja derzeit alles im grünen Bereich!
Sollte man mit Spielern wie Steven Stamkos, Jason Pominville oder Jonathan Quick nicht eine viel höhere Erwartungshaltung haben? Oder siedeln sie diese etwas Unterhalb an um auch Druck vom Team und ihrer Person zu nehmen?
Vor ein paar Jahren hätte ich die Frage sicher mit JA beantwortet. Aber die Liga ist viel enger zusammengerückt. Und Erfolg ist nicht mehr so einfach. Das Ziel Playoffs ist heute schon anspruchsvoll, denn gefühlt haben in beiden Conferences je 12-13 Teams die Chance dazu. Den Cup gewinnen möchte sicher jeder GM. Nur deshalb den Cupgewinn als Vorgabe machen um von einer erfolgreichen Runde zu reden? Nein! Je höher die Vorgabe, desto höher die Enttäuschung und die Unzufriedenheit. Und Unzufriedenheit nimmt den Spaß. Den möchte ich mir nicht nehmen lassen.
Woran liegt es, dass die Liga so eng zusammengerückt ist. Bedeutet das, dass die Topteams ihre Dominanz verloren bzw. schlecht gearbeitet haben oder kann man das unter "normale Entwicklung" abstempeln?
Ich glaube so eine klare Unterteilung gibt es nicht mehr. Wir hatten vor einigen Jahren sehr viele Teams im Rebuild. Viele dieser Teams kommen jetzt an und spielen schon auf einem starken Niveau. In einigen Topteams lässt hingegen die Leistung etwas nach und so gleicht sich alles an. Das ist schon eine nahezu normale Entwicklung. Dank hervorragender Berater haben wir in Anaheim erkannt, dass es wichtig ist ein ausgewogenes Verhältnis von Topspielern, Arbeitern und vor allem Nachwuchs zu schaffen um langfristig erfolgreich sein zu können und nicht in ein Loch zu fallen, wenn die alternden Stars das Team verlassen, aber aus dem Nachwuchs niemand nachrückt.
Hat man in Anaheim genug Nachwuchs um Abgänge von alternden Spielern zu kompensieren bzw. hat Anaheim in den vergangenen mit guten Drafts einen wichtigen Schritt für einen "stetigen Nachwuchsfluss" gelegt?
Jein. Wir haben noch etwas Arbeit vor uns. Positiv ist, dass wir mit Spielern, wie Stamkos, Landeskog, Hamonic und Spurgeon ein paar gute junge Spieler besitzen und darum herum keine zu alte Mannschaft spielt. Im Nachwuchs gibt es auch einige vielversprechende Spieler, die in wenigen Jahren in Anaheim spielen können. Schade ist es hingegen, dass ich für kurzfristige Erfolge Toptalente hab gehen lassen. Mit Spielern, wie Voracek, Hamilton oder Murphy sähe die Zukunft sicher entspannter aus. Glücklicherweise verfügen wir über einige Draftpicks in den kommenden Jahren um den "Nachwuchsfluss“ stetig am Laufen zu halten.
Auch ihr Bruder hat ein Zepter eines NFHL-Teams in der Hand. Wie sieht man als Bruder aber dennoch Gegner die Entwicklung der Penguins und gab es gerade beim Hamilton-Deal einen kleinen Family-Bonus?
Also als Bruder bin ich sehr glücklich und stolz, dass mein Bruder in der Liga ist. Den Weg, den er mit den Penguins geht finde ich klasse. Er bringt etwas mit, was mir manchmal fehlt. Ruhe! Er bringt die Penguins auf den richtigen Weg und hat es geschafft, das Team finanziell, sportlich und im Nachwuchsbereich stark zu machen um die Penguins langfristig in der Liga im oberen Tabellenbereich etablieren zu können. Was Trades betrifft, da gibt es keinerlei Boni. Im Gegenteil. Trades mit meinem Bro sind härter als andere, da er sehr erfahrene Berater hat und einen klaren Kurs fährt. Vetternwirtschaft wollen wir beide nicht. Jeder führt ein Team und in dem Punkt sind wir dann doch Konkurrenten.
Sie gehören zur jener Kategorie GMs, die schon lange in der Liga tätig sind. Wie sieht man in Kalifonrien die Entwicklung der Liga - gibt es Punkte die verbessert werden sollten?
Also ich bin mittlerweile seit 9 Jahren als GM tätig und muss sagen, dass die Liga lebt und sich sehr gut entwickelt hat. Den Dank muss man allen GM aussprechen, die diese Liga zu einer der besten der Welt machen. Ich wage zu bezweifeln, dass es eine weitere Liga gibt, die so professionell arbeitet und so viel Spaß bietet. Was mich freuen würde, wenn mehr GM Berichte schreiben könnten. Ich liebe es über andere Teams zu lesen.
Abschließend noch eine kurze Fragerunde:
NFHL Champion 15/16– Los Angeles Kings
Überraschung des Jahres– Washington Capitals / Colorado Avalanche
Enttäuschung des Jahres– Carolina Hurricanes / San Jose Sharks / Toronto Maple Leafs
Wo landet das eigene Team– In den Playoffs