Q&A Series - Washington Capitals

Eine bis dato grandiose Saison lassen die Emotionen bei den Fans der Washington Capitals ins Unermessliche steigen, doch in diesem euphorischen Zeiten versucht General Manager Daniel Höckelmann kühlen Kopf zu bewahren. Wir konnten dem doch ruhigen GM einige interessante Antworten entlocken.

Platz 1 in der Southeast Division, Rang 2 in der Eastern Conference – erst neun Niederlagen aus den ersten 37 Spielen. Man kann ruhig von einer sensationellen ersten Saisonhälfte sprechen. Überrascht, oder war dem Management bewusst, dass mit diesem Team was möglich ist?

Nein, ich bin wirklich sehr überrascht über den bisherigen Saisonverlauf. Vor allem wo sich die Capitals weiter mitten im Rebuild befinden und das Team auf dem Papier sicher zu den Schwächeren der Liga gehört. Aber irgendwie scheint die Chemie im Team zu stimmen. Das war auch schon im letzten Jahr zu beobachten, als wir sehr lange um einen Playoffplatz mitgespielt haben. Aber was jetzt gerade passiert ist im wahrsten Sinne des Wortes einfach nur unglaublich...

Wo soll nun die Reise der Caps hinführen? Playoffs sollten doch schön langsam ein Thema werden - kann man zur Deadline mit einem sehr beschäftigten GM Höckelmann rechnen?

Die Hälfte der Saison ist erst vorbei und wir haben momentan 9 Punkte Vorsprung auf den ersten Nicht-Playoff-Platz. Da kann noch viel passieren. Zur Deadline werden wir jedenfalls nicht in große Aktivitäten verfallen. Unser Ziel ist es zwar immer noch eine junge Offensivkraft zu verpflichten und dafür einen oder zwei unserer Defender abzugeben, aber wir setzen uns da nicht unter Druck. Mit dem Spielermaterial was wir haben können wir ja aktuell auch ganz zufrieden sein.

Wirft man einen genaueren Blick auf den Capitals-Kader, so findet man neben Carey Price keinen Superstar. Ist ihr Erfolgslauf ein Beweis für das gute Teamgefüge, oder ein Indikator für die "qualitativ schlechtere" Eastern Conference?

Carey Price ist wirklich der einzige Superstar im Team und er hat durch seine Leistungen auch einen großen Anteil am derzeitigen Erfolg. Aber man kann so viele Spiele nur gewinnen wenn auch der Rest der Mannschaft funktioniert. Und momentan hat das Team einfach nur Spaß am Eishockey und gibt in jedem Spiel alles. Und ob die Eastern Conference jetzt wirklich so viel schlechter ist als die Western Conference möchte ich jetzt nicht kommentieren. Wir werden ja am Ende sehen aus welcher Conference der Stanley Cup Sieger kommt. Lassen wir uns einfach überraschen.

Lassen wir den letztjährigen Draft, der womöglich ein wichtiger in ihrer Karriere gewesen sein könnte, ein wenig Revue passieren. In Runde 1 hielten sie nicht weniger als drei Wahlrechte, die sorgfältig in einen Torhüter, Verteidiger und einen Stürmer investiert wurden. Zaubert ihnen der Draft 2012 noch immer ein Lächeln ins Gesicht?

Ja, wir sind mit dem Draft sehr zufrieden. Mit unserem ersten Pick hatten wir zwar geplant einen Stürmer zu ziehen, aber als dann ein Ryan Murray an Position 6 noch verfügbar war konnten wir natürlich nicht Nein sagen. Der Junge wird uns sicher noch richtig weiterhelfen. Mit Vasilevski haben wir zudem einen sehr talentierten Goalie bekommen, der jetzt schon in Rußland sowie in der Jugendnationalmannschaft für Furore sorgt. Und Sebastian Collberg, der als 18jähriger schon in der schwedischen ersten Liga spielt, rundet das ganze ab. Somit haben wir inzwischen ein sehr solides Grundgerüst an jungen Spielern auf dem man das Team der nächsten Jahre aufbauen kann.

Sie sprachen es an, das Grundgerüst für eine erfolgreiche Zukunft dürfte vorhanden sein. Die Frage die sich dann aufdrängt – wann entscheidet ein GM, dass man nun Oben mitspielen will und sich auch am Free Agent Markt mit Top-Spielern für größere Aufgaben rüstet?

Das ist immer eine schwierige Entscheidung. Man muss halt genau abwägen ob man das Risiko bzw. die Investition eingehen will. Und die wirklichen Top-Stars sind dann ja auch nicht gerade günstig. Manchmal hat man aber auch Glück und man entscheidet sich für einen Rebuild, verpflichtet keine teuren UFA's und spielt trotzdem oben mit. Letzten Endes haben wir uns die Frage der UFA-Verpflichtung für die nächste Saison natürlich auch gestellt, vor allem wenn wir wirklich in die Playoffs kommen sollten. Man muss abwarten und schauen wie das Team zu diesem Zeitpunkt aussieht und dann treffen wir hoffentlich die richtige Entscheidung.

GM Höckelmann müsste sich jetzt entscheiden - wohin würde der Weg führen und welche Spieler würden sie zukünftig gern im Dress der Hauptstädter sehen?

Wenn ich jetzt spontan aus dem Bauch heraus entscheiden müsste würde ich sagen: Jetzt oder nie! Aber wir müssen in Washington die Ruhe bewahren und die aktuelle Tabellensituation nicht überbewerten. Wir wollen in Zukunft langfristigen Erfolg, von daher bringen uns solche Schnellschüsse nicht weiter. Aber es gibt natürlich einen Spieler, den ich liebend gerne wieder bei uns sehen würde: Brad Richards. Es war damals sehr schwer ihn ziehen zu lassen, doch der Rebuild ging vor. Aber sein Vertrag läuft Ende der Saison aus und ich glaube er würde als Veteran und Vorbild für die jungen Spieler perfekt ins Team passen. Und die Caps wären sicher bereit einiges für seine Rückkehr zu investieren. Also lassen wir uns überraschen.

Die Liga ist laut Aussagen einiger Kollegen so gut wie noch nie. Woran liegt das? Wie sieht man in Washington den Status der NFHL und was würde man am liebsten ändern?

Ich glaube dass die Liga so gut funktioniert weil zum einen jeder GM mit voller Motivation dabei ist und zum anderen die Ligaleitung mit ihrem konsequenten Einsatz das ganze überhaupt am Leben hält. Von daher würde ich persönlich auch nix an der NFHL ändern wollen, es läuft halt einfach.

Abschließend noch eine kurze Fragerunde:

NFHL Champion 15/16– Buffalo Sabres

Überraschung des Jahres– Colorado Avalanche

Enttäuschung des Jahres– Toronto Maple Leafs

Wo landet das eigene Team– Playoffs wären eine Riesenüberraschung