Q&A Series - Edmonton Oilers
2013-02-20Der NFHL-Champion aus der Saison 14 spricht im zweiten Teil der "Q&A Series"nicht nur über die derzeitigen Leistungen seines Teams. Vielmehr gibt General Manager Sebastian Edel einen Einblick in die Strategie, ein Team, dominiert von Jugend, aufzubauen.
Nummer 2 in der Northwest, Platz 6 im hart umkämpften Westen. Stellt die bisherige Leistung den Eigentümer des amtierenden Champions zufrieden?
Platzierungen sind nur Momentaufnahmen, auch wenn diese Momentaufnahme bestätigt, dass wir uns als Franchise durch eine sehr bewegte Saison kämpfen. Es geht auf und ab und die Teams in der Division als auch Conference sind ebenbürtig oder im Falle von Los Angeles und Dallas sogar dominant. Zufrieden sollte man nie sein, aber die Punkteausbeute entspricht auch ungefähr den eigenen Erwartungen vor der Saison.
Aber träumt man in Edmonton nicht auch von der Titelverteidigung? Könnte das ein Punkt sein, der sie zur Deadline nochmals aktiv werden lässt?
Träumen ist erlaubt und wird auch manches Mal getan, aber auch wenn viele andere Teams den Titelverteidiger als einen der Hauptkandidaten auf den Titel nennen, so würde ich uns eher im weiteren Kreis einordnen. Wir haben Chancen und würden auch gerne den Titel verteidigen, aber einige Mannschaften sind besser in Form und vor allem spielen diese Teams auch konstanter. Wenn wir gut drauf sind können wir jeden schlagen nur müssen wir dieses 'Gut drauf' noch mehr abrufen. Eine Aussage jetzt zur Deadline zu treffen ist schwierig da noch einige Wochen ins Land gehen. Aktuell fühlen wir uns gut aufgestellt, wenn alle Spieler gesund sind. Klar ist nur, dass wir für den kurzfristigen Erfolg, die Titelverteidigung, nicht das Konzept auf lange Sicht über den Haufen werfen werden. Wir kamen zum Titelgewinn wie die Jungfrau zum Kind und haben die Mannschaft ergänzt, aber Ziel bleibt es vorrangig eine sich selbst erneuernde Mannschaft von Qualität auf Jahre zu bauen und nicht kurzfristig ein paar mehr Spiele zu gewinnen. Ausschließen kann ich Aktionen an der Deadline nicht, aber Stand heute wäre es eher ruhig in Edmonton.
Dafür spiele sich in den vergangenen Monaten umso mehr ab. Sie gelten als sehr tradefreudiger General Manager, der auch nicht gescheut ist, mal einen richtigen Blockbuster durchzuziehen. Eine Frage drängt sich da auf - warum dieser stetige Wandel, und warum trennte man sich am Ende von Spielern wie Patrick Sharp und Morgan Rielly?
Sie sagen es selbst - tradefreudig. Ein Team hat immer verschiedene Komponente und Gegensätze. Jung und Alt, Stürmer, Defender und Torhüter. Das Team ist von Anfang an mit Struktur geplant und um es auf dem Plan zu halten braucht es immer wieder Korrekturen. Sind zur kommenden Runde einige Stürmer bereit für die NFHL, dann müssen wir hier das Roster nachbessern. Patrick Sharp hat uns sportlich gut getan, aber letztlich hat er uns nicht aus dem erweiterten Favoritenkreis nach vorne katapultiert sondern nur den Platz im erweiterten Kreis gesichert. Wir spielen hier nun etwas mehr auf Risiko und ohne Sharp und hoffen den Platz haltne zu können. Zur kommenden Saison wäre für Sharp unter Umständen eh kein Platz mehr im Team frei gewesen, daher haben sich unsere Wege jetzt schon getrennt.
Warum verließ Rielly Oil-Country, gilt er doch als eines der Top-Defender Talente der letzten Jahre?
Talent ist das entscheidende Wort. Spieler entwickeln sich in die eine oder andere Richtung. Das soll jetzt kein Seitenhieb gen Morgan Rielly sein, den ich für sehr talentiert halte, aber andere Spieler in der Franchise haben auch eine Entwicklung gemacht und es wurde nach und nach klar, dass wir in der Verteidigung wohl eine Veränderung vornehmen müssen. Es galt dann zu klären von welchem Defender man sich eventuell trennen könnte und welche Angebote es gab oder geben könnte. Für Rielly hat es dann am meisten Sinn letztlich ergeben aber eben auch weil sich Alex Pietrangelo deutlich auf dem Wege zu einem starken Defender befindet und Zdeno Chara sich für die Oilers in der Free Agency entschied.
Ist es Zufall, dass sich Trades mit einigen Team-Eigentümern wiederholen? In den vergangenen Monaten könnte man ihnen ein gewisses Laster gen New Jersey nachsagen.
Letztlich ist es eher Zufall als Plan, wobei man natürlich auch gewisse Eigenschaften nicht vergessen sollte. Zu einem Trade braucht es auch eine Portion Mut, denn man riskiert etwas auf der abgebenden als auch aufnehmenden Seite und einige Teams sind diesbezüglich sehr scheu oder gebrandmarkt aus früheren Zeiten und sind Veränderungen nicht mehr offen gegenüber. Aus unserer Sicht gibt es natürlich mit einigen Teams ein Mehr an Kontaktflächen, was aber nicht bedeutet, dass es mit diesen Teams auch mehr Trades gibt. Die Kontakte, Zufall und Risikobereitschaft sind sicherlich die entscheidenden Elemente.
Sie sind DAS Urgestein der Liga, waren von Beginn an dabei und haben so einiges miterlebt. Wie sieht ein erfahrener GM, wie sie es sind, die Entwicklung der Liga?
Ich bin ein Urgestein, aber nicht das Urgestein, denn die Toronto Maple Leafs werden ebenso lange bereits von Andi betreut wie ich mich um die Oilers kümmere. Die Liga ist meiner Meinung nach angekommen. Es bedarf nur minimaler Änderung jährlich und Vieles erscheint routiniert und eingespielt ohne langweilig zu sein. Der Umgang untereinander ist angenehm und das fördert auch die Entwicklung der Liga selbst, denn alsbald Bedarf an Hilfe ist melden sich GMs um auszuhelfen. Aus der persönlichen GM-Sicht würde ich sagen, dass der eine oder andere GM noch etwas unsicher ist in Sachen Umgang mit den GM-Instrumenten und den Möglichkeiten von STHS2, aber ich glaube auch, dass sich das stetig verbessert, was man auch an der Tabelle nur zu gut ablesen kann.
Zurück zum Sportlichen - sie haben mehrmals betont, dass die Priorität ganz klar darauf liegt, ein sich selbst "erneuerndes" Team zu haben, quasi einen stetigen Nachschub an Talenten hat, die es früher oder später in das Lineup ihres Teams schaffen. Wie schafft man den Spagat zwischen konkurrenzfähig aber dennoch sehr auf Jugend bedacht?
Um das zu beschreiben muss ich relativ weit ausholen. Die ersten Jahre in Edmonton waren unter mir von Kurswechseln geprägt, aber oft mit Hang zum Rebuild oder auch Aufbau. Vor drei bis vier Jahren hab ich dann etwas Abstand genommen und eine Analyse gestartet und die Problemfelder des eigenen Managements betrachtet. Letztlich wurde klar, dass es immer eine Art Flickschusterei ist, die da über Jahre betrieben wurde und wir kamen in Edmonton überein, dass wir nun nach Struktur ein Team aufbauen wollen. Es war klar, dass wir an einigen Stellen investieren werden, auch Trades mal verlieren um an gewisse Spieler heranzukommen von denen wir überzeugt sind, dass sie uns auf lange Sicht in die Lage versetzen ein erfolgreiches, aber nicht überaltes Team zu haben und dennoch noch das Gros der eigenen Picks noch im eigenen Besitz zu wissen, die dann in nachwachsendes Talent umgesetzt werden können. Es ist teils ein Spagat und man kann sich nie sicher sein dass die Rechnung aufgeht. Balance und auch einen Trade verlieren, etwas opfern um an gewisse Objekte heranzukommen sind entscheidende Punkte. Der reine Versuch jeden Trade zu gewinnen wird unserer Meinung nach ein Team zwar reich an Ressourcen machen, aber nicht zu einem besseren Team und wir wollen ein gutes Team haben, das die Chance hat sich selbst zu erneuern.
Abschließend noch eine kurze Fragerunde:
NFHL Champion 2015/16 – Los Angeles Kings
Überraschung des Jahres – Buffalo Sabres
Enttäuschung des Jahres – Toronto Hurricanes ;-)
Wo landet das eigene Team – in der Rubrik „harter Playoff-Gegner“