Barry Horn trifft ....
2012-03-05Barry Horn: Hallo Martin, es fühlt sich fast wie ein Lock Out mitten in der Saison an, sind sie zufrieden mit der Pause?
GM Muhrer: Um ganz ehrlich zu sein – es ist mir ziemlich egal. Natürlich wäre es nett, wenn wir das Ganze durchziehen könnten, aber man muss auch Verständnis haben, wenn es mal für ein paar Tage zum Stillstand kommt. Aus sportlicher Sicht sollte es meinem Team ganz gut tun, oder doch nicht? Was die Pause wirklich bewirkt hat, werden wir nach dem nächsten Spiel gegen die Tampa Bay Lightning sehen. Eine kleine Verschnaufpause tut den Jungs vor den finalen 20 Spielen mit Sicherheit nicht schlecht.
Barry Horn: Sie kommen aus einem Land in dem man im ganzen Jahr herrlich Urlaub machen kann, trotzdem gehört Ihr Land zu den Eishockey-Zwergen. Wie schafft es ein GM aus diesem Land in die NFHL?
GM Muhrer: Sogar ich als Österreicher sage, dass es wirklich traumhaft ist, hier bei uns Urlaub zu machen. SO ein vielfältiges Angebot findet man nicht schnell irgendwo anders. Die Prioritäten in unserem Alpenland liegen ganz klar beim alpinen Skisport – das auch mit mehr oder weniger großem Erfolg. Doch aus Eishockey genießt hier zu Lande einen hohen Stellenwert, es fehlt aber einfach an der Quantität und daraus folglich auch an der Qualität der Spieler. Wie ich es in die NFHL geschafft habe? Durch reges Interesse an der NHL (und das schon seit etlichen Jahren) – Grund für meinen Beitritt war aber der ehemalige GM der Detroit Red Wings, der mich vor etwas mehr als Jahr angeworben hat – Gott Sei Dank!
Barry Horn: Sie sind nicht nur GM der New Jersey Devils sondern bekennender Fan. Fällt es da nicht eher schwer wirtschaftlich denken zu müssen, schließen haben Sie einen (zumindest halben) Rebuild eingeleitet?
GM Muhrer: Ein interessanter Punkt – JEIN. Natürlich fällt es in gewissen Situationen schwer einen klaren Kopf zu bewahren und die „real devils“ Außen vor zu lassen. Ich denke, ich habe in meinem jetzigen Team eine gesunde Mischung zusammengestellt, mit der ich als Fan und General Manager sehr gut leben kann. Betrachtet man den letztjährigen Draft, so haben wir zwei Prospect der New Jersey Devils auch in der NFHL gezogen, einer davon war aber mehr oder weniger Zufall, also man sieht, ich versuche nicht zu kopieren.
Barry Horn: Sie haben sich von Martin Brodeur getrennt. Es soll Ihnen sehr sehr schwer gefallen sein. Wie hat er reagiert als er erfuhr, dass er zu gehen hat?
GM Muhrer: Definitiv, es ist mir dermaßen schwer gefallen – sie können sich gerne bei GM Koch aus Dallas erkundigen, der mir in dieser Phase zur Seite gestanden ist. Hier sind wir aber bei dem Oben angesprochenen Punkt. Aus wirtschaftlicher und sportlicher Sicht war es die richtige Entscheidung – ich konnte mit Adam Henrique dem Team eine völlig neue Perspektive geben. Henrique war immer schon ein Wunschkandidat – das er im Gegenzug zu Marty gekommen ist, tröstet etwas über den Verlust hinweg. Marty hat sehr professionell reagiert und die Entscheidung akzeptiert, auch weil er weiß, dass wir im Sinne des zukünftigen sportlichen Erfolges handelten. Er stimmte einem Deal sofort zu, obwohl es auch ihm sehr schwer fiel, sich nach langer Zeit aus Newark zu verabschieden.
Barry Horn: Die laufende Saison ist ein Auf- und Ab, Ihre Division gehört zu den spannendsten – 9 Punkte trennt Platz 1 und 5. Wo sehen Sie Ihr Team heuer?
GM Muhrer: Als „bubble team“ – mit einer guten Lauf ist Platz 8 drin. Sollten die Division-Rivalen etwas schwächeln, könnte eventuell sogar die Krone in der Atlantic drin sein. Sollte es aber aus den Playoffs nichts werden, wird für uns auch keine Welt zusammenbrechen, lagen die Erwartungen vor Beginn der Saison doch viel weiter unten.
Barry Horn: Und Mittelfristig, wie sind da die Ziele mit Ihren Devils?
GM Muhrer: Wir wollen konkurrenzfähig sein, uns im Mittelfeld etablieren und in der Saison 2016/17 zu den Top 5 im Osten gehören. Ein sehr ehrgeiziger Plan, aber wir denken, dass es durchaus realistisch ist – Voraussetzung dafür ist aber, das wir weiterhin gut picken und sich die Talente so entwickeln, wie wir es von ihnen erwarten.
Barry Horn: Sie haben mit Pacioretty einen begehrten Spieler, den Sie sogar als available deklariert haben, warum?
GM Muhrer: Wir wissen sehr wohl, dass Max einer unserer besten Spieler ist. Das wir seinen Status auf „available“ gesetzt haben, war eine Entscheidung die ich ganz alleine getroffen habe. Pacioretty hat eine tolle Karriere vor sich, heuer kann er erstmals sein Potenzial abrufen. Auf der anderen Seite sind wir immer gewillt unser Team zu verbessern. Sollte es nun ein Angebot geben, mit dem wir unsere Zukunft als besser empfinden, so kann Max gehen. Das wir auf einen gewissen Spieler schielen, ist auch schon lange kein Geheimnis mehr. Es bleibt abzuwarten was auf diesem Sektor passiert.
Barry Horn: Neben Ihrer GM-Tätigkeit unterstützen Sie derzeit ein journalistisches Programm in Ihrer Heimat, dass die NHL und NFHL besser positionieren soll. Erzählen Sie uns von dem Projekt?
GM Muhrer: Seit etwas mehr als drei Jahren befassen einige Freunde und ich uns mit dem Thema Eishockey und versuchen seit dieser Zeit das Hockeyportal „hockey-news.info“ zu etablieren – mit zuletzt sehr großem Erfolg. Die Besucherzahlen steigen stetig, unser Angebot wurde auf ein zusätzliches WebTV ausgeweitet, indem wir Spiele der zweiten österreichischen Liga präsentieren. Sollte es in dieser Tonart weitergehen, wird es hoffentlich in einem „full-time-job“ enden und ich mein Hobby zu Beruf machen können. Zusätzlich suchen wir jemanden, der den Bereich DEL abdecken kann, gibt’s da irgendwen?
Barry Horn: Im Sommer heißt es, würden Sie evtl. den Draft nicht besuchen. Haben Sie etwa Angst vor Ihrem Kollegium?
GM Muhrer: Ich wüsste nicht, vor wem ich Angst haben sollte (lol). Natürlich wäre es genial, würde ich es zum Live-Draft schaffen, doch hängt es von vielen Faktoren ab. Zusätzlich ist der Standort knappe 900? km entfernt, was das ganze Unternehmen nicht einfacher macht. Sollte es aber eine Möglichkeit geben, bei der ich kostengünstig nach Ahlen komme, werde ich am Draft anwesend sein.
Barry Horn: GM Edel reist derzeit durch Afrika, weswegen die Liga pausiert. Was halten Sie davon die NFHL auf dem schwarzen Kontinent bekannter zu machen?
GM Muhrer: Wissen die dort eigentlich was Eishockey ist? Ich sag mal so – GM Edel ist ein fähiger Mann, doch bezweifle ich, dass er es schafft, den Bewohnern des schwarzen Kontinents die NFHL schmackhaft zu machen.
Barry Horn: Zum Abschluss die Frage, wen sehen Sie in diesem Jahr im Finale im Osten und Westen, wer holt den Titel?
GM Muhrer: Im Osten sehe ich ganz klar Carolina und Boston als die Favoriten, im Westen tippe ich auf Edomton und Dallas. Das Stanley Cup Finale steigt zwischen den Edmonton Oilers und den Carolina Hurricanes – GM Edel wird am Ende seinen wohlverdienten Triumph bejubeln dürfen – mit 4:2 wird er das Finale für sich entscheiden.
Barry Horn: Vielen Dank für das Gespräch und Ihnen alles Gute!
