7 Fragen - 7 Antworten
2010-09-15Für das monatliche GM-Interview konnten wir dieses Mal GM Paul von den Buffalo Sabres gewinnen. In Rekordzeit hatte er auf unsere
7 FRAGEN - 7 ANTWORTEN
1. Frage:
Welche Philosophie steht hinter deiner Franchise und wie sehen die Ziele für dieses und nächstes Jahr aus?
-> Nachdem mein Vorgänger, Markus Klatovsky, die Franchise in Saison #9 zum Stanley Cup geführt hatte, übernahm ich in Saison #10 ein gutes, aber leicht überaltetes Team. Es folgten zwei Jahre, in denen ich zum einen versuchte konkurrenzfähig zu bleiben und zum anderen das Team dezent zu verjüngen sowie die Prospecttiefe erneut aufzustocken, war diese im Cup Run doch arg dezimiert worden. So legte ich schon früh einen großen Wert auf den Draft. Nach dem zweiten Jahr in Folge, in dem die Sabres nicht über die erste Runde der Playoffs hinauskamen, zog ich die sprichwörtliche Reißleine: Ein totaler Rebuild der Franchise war angesagt, frei nach dem Motto "lieber zwei/drei Jahre richtig schlecht und danach ein Contender, als ewiges Mittelmaß". Nun die erste Saison als Kellerkind liegt hinter uns, die zweite werden die gebeutelten Fans dieses Jahr ertragen müssen. Ob die nächste Saison auch noch schlecht wird, hängt stark an der Entwicklung unser jungen Spieler. Schaffen ein Eric Tangradi, Mattias Tedenby, Evgeny Grachev oder Tyler Seguin den Sprung, dann würden wir bereits nächstes Jahr wieder versuchen aktiver einzugreifen. Also die Ziele in kurz: Dieses Jahr durchhalten, nächstes Jahr wieder mitspielen, das Jahr darauf Playoffs...
2. Frage:
Wie bist du mit dem Draft dieses Jahr zufrieden und gibt es einen Grund für die grosse Anzahl der gepickten Schweden bei den Sabres?
-> Weitgehend zufrieden, muss ich gestehen. Neben den gezogenen Spielern hatte ich lediglich noch Jared Knight, Sami Aittokallio, Zachary Hyman, Christian Isackson und Jordan Samuels-Thomas auf dem Zettel. Für alle haben wir jedoch adäquaten Ersatz ziehen können. Was die große Zahl der gezogenen Schweden angeht, so ist dies in erster Linie auf die Qualität dieser Spieler und nicht auf ihre Nationalität zurückzuführen. Im vergangenen Jahr waren etwa nur zwei von insgesamt sechzehn gedrafteten Spielern der Sabres Schweden. Allerdings bin ich selbst Halbschwede und kann deshalb eine gewisse Affinität zu den Skandinaviern nicht von mir weisen. So führte im vergangenen Oktober auch eine Scoutingtour mich und vier weitere GMs der NFHL gemeinsam nach Schweden, eine Reise die bei Gelegenheit zu wiederholen ist.
3. Frage:
Werden die Sabres einen alternden Jaromir Jagr mit seinem Gehalt von 7,8 Mio $ mit durch die Saison schleppen?
-> Durch die Saison schleppen ist wohl nicht ganz der richtige Ausdruck. Ich glaube viele unserer jungen Spieler können von der Erfahrung eines Jaromir Jagr eindeutig profitieren. Zwar war sein Gehalt letzte Saison Mitgrund für den Trade, schließlich galt es den mittlerweile wieder gesunkenen Salary Floor einzuhalten, aber nichtsdestotrotz wird so mancher Sabres-Spieler von seiner Anwesenheit profitieren. Und auch den Fans wollen wir doch zumindest ein paar Stars präsentieren.
Jagr - Auslaufmodell?
4. Frage:
Mit Leighton und Khudobin ist man im Tor nicht gerade auf Rosen gebettet. Wirst du mit diesen Goalies in die Saison starten?
-> Michael (Leighton) kam letzte Saison über Waiver zu uns und spielte absolut herausragend hinter einer sehr jungen und noch unerfahrenen Defense. Ich rechne erneut mit solchen Leistungen und halte Leighton für einen legitimen Starter. Anton (Khudobin) muss sich hingegen noch beweisen, zeigt aber jede Menge Potential. Ich denke also, die Antwort auf Ihre Frage lautet eindeutig ja.
5. Frage:
Gehört in der NHL dein Herz auch den Buffalo Sabres oder wie bist du seiner Zeit auf die Büffel gestossen?
-> Die Sabres waren in jedem Fall schon immer ein Team, dem ich Sympathie entgegenbrachte. Durch die Übernahme des GM-Postens in der damaligen GFHL hat sich dies auch sicherlich noch intensiviert. Ansonsten schlägt mein NHL-Herz für die Bruins, aber auch für einige junge Teams wie Columbus und Minnesota empfinde ich überraschend viel Sympathie. Zu den Sabres stieß ich damals, weil der vorherige GM gewechselt war, Nashville-Seb mir dauerhaft mit der Liga in den Ohren lag, und ich mich mit Buffalo durchaus anfreunden konnte.
6. Frage:
Ist die Kapitänsfrage mit Donald Brashear als Captain endgültig? Wer wird das A in Buffalo auf der Brust tragen dürfen?
-> Die Kapitänsfrage wird erst nach der Preseason und dem Training Camp endgültig geklärt sein. Hoffnungen machen dürfen sich insbesondere Donald Brashear, Jaromir Jagr und Steven Reinprecht. Als Assistant Captain steht bislang lediglich Jordan Staal fest. Dieser soll langsam an seine zukünftige Führungsrolle herangeführt werden.
Hat das "A" sicher: Jordan Staal
7. Frage:
Letzte Frage wie immer unsere Tipps:
A. Favoriten Stanley Cup?
-> Kurz und schmerzlos: Hurricanes, Ducks und Leafs. In etwa in dieser Reihenfolge. Auch die Canadiens und Blackhawks würde ich nicht ausschliessen wollen.
B. Top-Scorer der Liga?
-> Schwere Frage, vielleicht Steven Stamkos. Er ist zwar noch jung, hat aber jede Menge Talent und ein gutes Team um sich herum.
C. Überraschungsteam?
Noch schwerere Frage, denn es gibt so viele. Der Westen ist so stark und ausgeglichen, da könnte ich gleich vier Teams nennen. Ich glaube aber, dass insbesondere die Predators stärker sein werden, als viele erwarten. Das Team könnte über die Jahre ein Dauerticket für die Playoffs lösen, aber möglicherweise sind sie schon dieses Jahr soweit. Im Osten gibt es weniger Auswahl, nicht zuletzt da die Bruins wohl kaum noch jemanden Überraschen dürften. Also vielleicht die Flyers, wenn einige der alten Herren noch mehr im Tank haben als erwartet...
Interview geführt am 15.09.2010 via PM